- Alpenliebe 2013 -
1.672 Km bis 2.770 Höhenmeter in 31 Tage Fahrt!
Datum 19.06.2013 | Ortschaft Bonn-Mehlem | Region NRW | Km 61,85 | Wetter Sonnig | Temp. + 40° C. |
Aufstieg 139 m | Höhe Max 111 m | % Max. 6% | Tag 1 | Dauer 4:42 | Durchschn. 14 Km/Std. |
Eine neue Reise, ein ganz neues Leben mit im Voraus viele Abenteuer! Das erwartet mich dieses Jahr erneut, ich bin total aufgeregt…! Und wie bei jeder Reise, bereitete ich meine zukünftige Expedition vor, auf einer sehr akribischen Art und das Ganze Monate im Voraus… Ich berechnete auch meine Route mit einer hohem Präzision und benötigte dafür einigen Monaten.
Diese investierte Zeit bedeutet aber keineswegs Zeitverlust denn spätestens unterwegs, und zwar bei jedem Wetter, weiß ich auf jedem Fall wie gut ich es habe! Meine Verwaltung enthält die Finanzen die ich nicht unterschätzen darf. Diese schaffen mir einen Überblick z. B. nach der Reise wieviel ich insgesamt ausgegeben habe oder wieviel Geld ich pro Tag benötigte…
Meine exakt berechnete Reiseroute bringt mir ebenfalls jedenTag Informationen die mir Statistiken ermöglichen. Angaben wie den täglichen Kilometerstand, die Wetterlage, wie die Temperatur war oder wieviele Höhenmeter ich aufgestiegen bin sind wichtige Anhaltspunkte die meine tägliche Fahrt beeinflussen können.
Als ich so weit war an diesem schönen und eigentlich schwülen Tag, half mir wie vorher vereinbart meinen Nachbar mein schweres Fahrrad, bzw. mein Anhänger auf die Straße zu bringen. Zur zweit war es kein Problem, alleine hingegen hätte ich es möglichweise nicht geschafft. Meine liebe Nachbarin kam plötzlich ins Haus, etwa so als wir uns vorher verabredet hätten. Beiden wünschten mir eine gute und sichere Fahrt…!
Den Verlauf meiner ersten Etappe erwies sich als sehr ruhig, ich mußte aber mit extrem hohen Temperaturen bis + 40° C. kämpfen, was alles bis auf leicht war… Irgendwann, am allerersten Tag wo alles noch neu ist, mußte ich zwangsweise alle zwei bis drei Kilometer halten um mich zu erholen, die Hitze hatte mir zu schaffen gemacht.
Nach 62 Km erreichte ich Bonn-Mehlem, total fertig. Diese extrem hohe Müdigkeit war jedoch nicht nur durch die schwer zu ertragenden Temperaturen verursacht aber auch weil ich absichtlich vor meiner Abfahrt eine ca. drei wöchige Pause eingelegt hatte um mich richtig zu erholen. Eine große Rolle spielt ebenfalls die Tatsache daß ich dieses Mal mit einem voll beladenen Gefährt unterwegs war…
Ich werde es Morgen wahrscheinlich bis Koblenz schaffen, zweite Etappe. Aber vorher wird erst einmal gut gegessen und geschlafen. Diese zwei Punkte verkörpern das A und O um Morgen wieder kräftig dabei zu sein!
Datum 20.06.2013 | Ortschaft Koblenz | Region RP | Km 59,77 | Wetter Gewitter | Temp. + 23° C. |
Aufstieg 153 m | Höhe Max 112 m | % Max. 6% | Tag 2 | Dauer 4:10 | Durchschn. 14 Km/Std. |
Nachdem ich gestern vor allem wegen der hohen Hitze so viel leiden mußte, erwachte ich heute Morgen unglaublich erholt, kräftig dabei und Fahrbereit! Ich räumte al meine Sachen auf, lud Fahrrad und Anhänger und kurz vor meiner Abfahrt, kam ich mit einer Schottin ins Gespräch die so wie ich mit dem Rad unterwegs war, allerdings von Düsseldorf am Rhein entlang in südlicher Richtung.
Ich ging erst nach wenigen Kilometer einkaufen und fuhr einfach den Rhein weiter herunter… Irgendwann unterwegs wurde ich mit einem schweren Gewitter konfrontiert und weil sich die Gelegenheit anbot, suchte ich Zuflucht in einer Bahnunterführung und wartete daß die riesen Wassermengen nachließen um meine Fahrt fortzusetzen…
Das Gewitter war zwar noch nicht ganz vorbei aber ich konnte auch nicht den ganzen Nachmittag in der Unterführung warten. Nachfolgend, wappnete ich mich mit meiner kompletten Regenausrüstung und bestieg wieder mein Reitpferd. Es hatte so kräftig geregnet daß meinen Radweg überflutet war und es lagen auf der Fahrbahn mehrere Zentimeter Wasser…
Ich fuhr sehr langsam durch und mir war gleichzeitig bewußt daß ich aufgrund der Begebenheit kein Fuß auf dem Boden setzen durfte…! An zwei Stellen, darunter in der Stadt Koblenz, überquerten später zwei Kaninchen meine Fahrbahn, wie süß irgendwie…!
Ich bin mittlerweile in Koblenz angekommen und schlafe in dem selben Camping wie in 2006, ich war damals in Richtung Großglockner in Österreich unterwegs… Mein gestriges Zeltlager war mir übrigens ebenfalls nicht unbekannt, ich hatte schon mal dort übernachtet!
Bis auf Koblenz wo die Beschilderung katastrophal ist sind nach meiner Erfahrung hier in Rheinland-Pfalz die Radwege perfekt und ausgezeichnet, auf dem Zentimeter genau sorgfältig beschildert, ein echtes Vergnügen!
Datum 21.06.2013 | Ortschaft Oberspay | Region RP | Km 30,94 | Wetter Sonnig | Temp. + 26° C. |
Aufstieg 99 m | Höhe Max 96 m | % Max. 6% | Tag 3 | Dauer 2:42 | Durchschn. 11,4 Km/Std. |
Ich hatte am dritten Tag meiner diesjährigen Expedition einen richtigen erbärmlichen und grauenvollen Tag. Erst völlig ausgeruht und auch fröhlich dabei, verließ ich wie gewöhnlich meinen Campingplatz um meine Entdeckungsreise fortzusetzen und direkt da zeigten sich ohne Wartezeit die ersten Schwierigkeiten…
Da blöderweise mein Navi die Route genauso wenig kannte wie ich selber (!) wurde ich gezwungen auf die alte Art die Einheimischen nach meinem Weg zu fragen… Dabei stellte ich fest daß die Koblenzer Radbeschilderung zum größten Teil entweder mangelhaft oder offensichtlich völlig abwesend war. Infolgedessen, durfte ich mir einen beachtenswerten Umweg von ca. neun Kilometer durch die Stadt gönnen, vielen Dank für die Rundfahrt…
Ich mußte irgendwann über eine gesperrte Brücke mein schweres Fahrzeug mühevoll bewegen, und da war ich doch echt froh kein Auto schieben zu müssen, immerhin…! Ich schaffte doch irgendwann den von mir so sehr gesehnten Radweg nach Boppard zu finden und dachte dabei, meine Problemen wären vorbei…
Meine Durchfahrt durch Koblenz war noch nicht vorbei daß ich plötzlich ohne Vorwarnung zum stehen kam… Ich stieg also zwangsweise ab und suchte nach der Ursache… Es sah auf dem ersten Blick so aus daß mein Hinterrad aus ihrer Achse gesprungen war. Nach einem unausweichlichen Besuch in einer lokalen Werkstatt, stellte sich fest daß meine hintere Achse schon gebrochen war!
Und ich hatte mein Fahrrad vor der Abfahrt zu einer kompletten Inspektion gebracht, mein Gott!!! Hier in Koblenz wurde diagnostiziert daß zum einen die Sicherheitsachse die in Köln montiert wurde keine Lastachse ist und zu zweiten daß die Tatsache daß meine Anhängerkupplung nicht auf dem Rahmen sondern auf die Achse montiert worden war das zweite Problem darstellte. Die Achse wurde gewechselt und die Anhängerkupplung angepaßt…
Auf Grund der Begebenheiten dauerte die Reparatur mehrere wertvolle Stunden an, ich hoffe nur daß es hält… Natürlich bekam ich, auch wenn ich nicht fuhr irgendwann Hunger. Ihn lief ausnahmsweise zum nächstgelegenen Supermarkt und holte mir ein belegtes Brötchen daß schon ihr Zweck erfüllen würde! Wenn den Tag schon mal schief anfängt… Beim beißen in dem Brötchen verlor ich gleich eine Füllung, alles schön zusammen, Klasse...
An diesem Tag fuhr ich also nur minimalen 31 Km und davon neun als Umweg in der Stadt Koblenz!!! Ich hielt schließlich hier in Oberspay auf einem sehr schönen Campingplatz der bis vor kurzem komplett überflutet war. Ich sah mir mit Schreck einige Bilder der Katastrophe an der Wand…
Mit der Hoffnung daß ich Morgen keinen weiteren technischen Problemen haben werde, ich würde mich ganz einfach unheimlich freuen uneingeschränkt weiterfahren zu dürfen…! Meine heutigen Miseren kosteten mir immerhin € 80,-. Es ist zwar nicht gerade wenig aber wenn es hält, habe ich keinerlei Problemen mit. Gleich wird letztendlich gemütlich gegessen und nach einer guten Nacht wird hoffentlich Morgen die Welt etwas besser aussehen…?
Datum 22.06.2013 | Ortschaft Heidenfahrt | Region RP | Km 72,86 | Wetter Sonnig | Temp. + 26° C. |
Aufstieg 215 m | Höhe Max 104 m | % Max. 6 % | Tag 4 | Dauer 4:52 | Durchschn. 15 Km/Std. |
Nach al meiner gestrigen Problemen schlief ich wie ein Stein und wach neun Stunden später richtig erholt auf! Ich fuhr erst weiter nach Boppard wo ich einkaufen ging. Ein richtig gutes Gefühl hatte ich an diesem Morgen jedoch nicht, denn ich spürte leichte regelmäßigen Kopfschmerzen genau an der Seite wo am Vortag meine Füllung kaputt gegangen war…
Im Tagesverlauf wurde es Gott Sei Dank besser, ich fühle heute Abend nichts mehr. Ich hoffe natürlich sehr daß es auch so bleibt denn wenn nicht, müßte ich noch in Deutschland zu einem Zahnarzt gehen…
Die Fahrt verlief heute sowohl sehr ruhig als auch gleichmäßig, ich fahre schließlich am Rhein entlang, noch…! Ich gönnte mir in einer kleinen paradiesischen Ecke eine äußerst gemütliche Mittagspause als später, drei ziemlich asozialen Menschen (ebenfalls mit dem Fahrrad übrigens (!) aber dafür Sonntagsfahrer!) zu mir kamen, hielten jedoch nicht für nötig wenigstens „Guten Tag“ zu sagen, nur unter Zwangsgefühl ging es doch…!
Der Zeltplatzwärter bewies ein respektloses, impertinentes und höchst unverschämtes Verhalten… Ich durfte erst mein Zelt nur in einer winzig kleinen Ecke aufschlagen, und das obwohl den Platz riesig und schwachbesetzt war. Dort war ebenfalls ein riesen Feierzelt aufgebaut. Naja, ich stellte den Wärter vorsichtshalbe die Frage ob hier eine Feier geplant wäre, dieser antwortete scheinbar verärgert mit „Keine Ahnung“…
Als ich letztendlich mein Zelt aufbaute war alles ruhig und angenehm obwohl ich den Umständen entsprechend kein gutes Gefühl hatte… Was ich befürchtet hatte wurde leider wahr, eine reichliche Mannschaft mit 17 Jungs kam später. Es fängt jetzt schon an lauter zu werden und es ist erst 20:03 ; warum habe ich bloß hier Halt gemacht…?
Datum 23.06.2025 | Ortschaft Alsheim | Region RP | Km 63,13 | Wetter Gegenwind | Temp. + 25° C. |
Aufstieg 307 m | Höhe Max 105 m | % Max. 6 % | Tag 5 | Dauer 4:48 | Durchschn. 13,2 Km/Std. |
Tja, erst meinen gestrigen Abendablauf… Die Jungs machten zu meinem größten Bedauern richtig Ramba Zamba die ganze Nacht lang. Ich ging doch bevor ich schlafen ging zu dem Verantwortlichen und fragte ihn ob es vielleicht irgendwie leiser ginge, ich möchte mich eigentlich wenn es nicht zu viel verlangt ist, wenigstens einigermaßen ausruhen…
Er war wiederrum ganz nett und gestand mir die Jungs nicht zu Hundertprozent im Griff zu haben, Sache die ich selber sehr gut nachvollziehen konnte. Er würde sich jedoch in meiner Richtung begeben und versuchen die Lautstärke zumindest etwas einzudämmen… Im Verlauf unserer Unterhaltung erklärte er mir daß sie sich seit Tage schon für diesen Abend an diesem Platz angemeldet hatten…
Gegen 22 Uhr lief ich zum Campingwärter und berichtete ihn über die Tatsache. WIE bitteschön sollte ich unter diese Umstände überhaupt schlafen…? Warum wurde mir bei meiner Anmeldung und noch dazu als ich selber nachfragte nichts gesagt, bzw. alles pfleglich verschwiegen…? Die Antwort war klar und deutlich : „Das müssen wir Ihnen nicht sagen“.
So eine bodenlose Dreistigkeit! Mir reichte es auch langsam und ich drohte ihn letzten Endes die Polizei anzurufen um für Ordnung zu sorgen falls er selber nicht in der Lage war seinen eigenen Campingplatz zu verwalten. In al den Jahren besuchte ich seit ich ganz jung bin so viele Zeltplätze Europaweit aber nie sah ich mich derartig dazu gezwungen eine solche Maßnahme zu ergreifen…
Sein Moto war eindeutig zu verstehen : „Hauptsache kassieren, der Mensch selber ist mir uneingeschränkt gleichgültig“. Der Wärter dieses Campingplatzes mißachtete Camper auf höchstem Niveau. Die Ergebnisse : Ich entschied mich dafür mein Unglück in Geduld zu ertragen und die Polizei nicht anzurufen. Schließlich konnten die Jungs nichts dafür daß uns Camper die Verwaltung für scheinbar erbärmlichen und zweitklassigen Menschen hält…
Ich ging also ins Bett und benutzte meine Ohrstöpsel die ich mehr als je zuvor zu schätzen wußte… Der Höllenlärm war allerdings so intensiv daß sie bedauerlicherweise kaum wirkten… Am nächsten Tag, als ich endlich aufstand und losfuhr, war ich dieses Mal richtig abgekämpft und äußerst ausgeschöpft…
Ich war jedoch wie selten vom Glück begünstigt diesen unheimlichen Ort endlich verlassen zu dürfen…! Als ich mich in Richtung Ausfahrt bewegte, traf ich noch eine nette Dame die sich am Vortag zur gleichen Zeit wie ich angemeldet hatte. - Zwei Zelte und drei kleinen Mädchen – Aus Angst um ihre Töchter (wegen den mittlerweile betrunkenen 17 Jungs) mußte die arme Frau Mitte in der Nacht alles umbauen und irgendwo umziehen. Plötzlich ging es bei ihr nachdem sie sich ebenfalls beschwert hatte…
Als ich morgens zur sowohl bedürftigen als auch mangelhaften Sanitäranlage ging, hörte ich auf ein Mal einen anderen Campingbesucher schimpfen… Ich konnte sein Ärger nur zu gut verstehen, einen kleinen Spülbecken für Frauen, das gleiche für Männer und zwar für den gesamten Zeltplatz, nichts wie weg hier…!
Für stolze € 11,50 für eine Nacht, eine Person und ein Fahrrad gab es nicht einmal eine Spüllmöglichkeit fürs Geschirr!!! Mit al was ich in diesem Camping erleiden und ertragen mußte, hätte ich es für angebracht und gerecht empfunden € 100,- als Entschuldigung und Wiedergutmachung zu bekommen. Auch dazu kam es leider nicht…
Unter Camping verstehe ich etwas ganz anders als dieser Anlage die um die Allgemeinheit zu schützen eindeutig geschlossen gehört. Die sogenannte Sanitäranlage bestand aus einem Container und um ihn überhaupt zu erreichen, mußten ca. 500 Meter zu Fuß bewältigt werden…!
Aufgrund meiner heutigen maximalen Müdigkeit, setzte ich meine weitere Fahrt nur langsam fort… Also Achtung lieber Camper, Radfahrer, Abenteurer und sonstigen Menschen aus dieser Umgebung. Ihr sollt gewarnt sein wenn ihr euch in diesem Gebiet befindet, aus eigenen Interesse, rate ich den selben Fehler wie ihn nicht zu machen, einfach großräumig umfahren und sein Glück suchen!
Ich fuhr nach diesem seltsamen Erlebnis sehr gemütlich weiter, gönnte mir eine nette RUHIGE Mittagspause Mitte in einer idyllischen Landschaft, unterhielt mich öfters mit den Einheimischen… Ich fand wo ich mich aufhielt keinen Campingplatz und erfuhr doch von Autochthonen von der Möglichkeit bei einem Winzer zu übernachten…
Dort wurde ich herzlichst empfangen, genau das Gegenteil von Gestern… Netten Menschen, einen traumhaften Platz, sehr RUHIG und selbstverständlich billig weil kostenlos…! Nach dem gestrigen Sturm, genieße ich den heutigen Abend ganz besonders, meine Ruhe ist wieder eingekehrt!
Ich werde mir gleich ein leckeres Abendessen vorbereiten und kurz danach, ab ins Bettchen, dieses Mal Gott Sei Dank OHNE Ohrstöpseln…! Ich befinde mich heute Abend in einer Weingegend, in einem idyllischen Dorf, eine gute erholsame Nacht die ich wirklich brauche wartet auf mich…!
Datum 24.06.2013 | Ortschaft Speyer | Region RP | Km 89,66 | Wetter Unbeständig | Temp. + 20° C. |
Aufstieg 203 m | Höhe Max 114 m | % Max. 4 % | Tag 6 | Dauer 6:04 | Durschschn. 14,8 Km/Std. |
Ich kann mich noch an gestern erinnern, als ich unterwegs nach meinem Weg fragte, kam ich mit einem Herrn ins Gespräch… Er hörte meinen Dialekt und fragte mich plötzlich ob ich Franzose sei…? Ich bejahte die Frage und, wie aus dem nichts und schlagartig aufgetaucht, schaute mir ein kleines Mädchen mit voller Ernsthaftigkeit zu und rief in meiner Richtung aus : „Kommen Sie aus Paris…?“
Die ganze Zeit schon stand das winzige Mädsche da und hörte uns schweigend und aufmerksam zu…! Paris, Paris, Paris… Schon in den kleinsten Köpfen ist der Name der französischen Hauptstadt eingepflanzt als ob es sich um ein Paradies auf Erde handeln würde… Diese Stadt wo Chaos, Dreck, Gewalt und Unordnung herrschen…
Nach einer unglaublich erholsamen Nacht beim Winzer, fuhr ich wie üblich weiter und zählte am Ende des Tages stolze 90 Km auf dem Tacho! Die Tagesroute war zwar flach aber trotzdem alles andere als einfach. In Höhe von Ludwigshafen angekommen, fuhr ich um die Stadt herum, diese Entscheidung sollte mir das Leben einfacher gestalten...
Im Prinzip war es schon ein Kinderspiel die Stadt umzufahren, das größter Problem lag daran, und das konnte ich gewiß nicht wissen daß die Straßenbeschilderung, und zwar sowohl für Radfahrer als auch für den Kraftverkehr sehr mangelhaft war…
Als ich in Schifferstadt eintraf, hätte ich eigentlich nach Waldsee links abbiegen wollen um zum nächsten Zeltplatz zu fahren und stellte bedauerlicherweise fest daß dies unmöglich war… Die Straße in sich existierte wohl, diese war allerdings verboten, was für eine Enttäuschung…
Ich kehrte also zwangsweise zurück bis zur Hauptstraße und setzte meine Fahrt bis Speyer fort, wo ich heute Abend angekommen bin. Ich fand nach erhöhter Suche einen fabelhaften ruhigen Campingplatz wie ich sie so gerne habe! Bis auf einem kleinen Transporter, bin ich den einzigen Camper, sonst niemand…
Morgen geht es weiter in südlicher Richtung und ich werde voraussichtlich die Grenze zu Baden-Württemberg überschreiten. Nach al den Kilometer bei allem Wetter sieht mein Fahrrad mittlerweile sehr dreckig aus und für heute keine Putzstunde in Sicht. Da ich ca. zwei Stunden später in dem Camping eingetroffen bin wie sonst, hätte diese zusätzliche Aufgabe auf meinem Schlaf eingedrungen…
Ich werde Morgen je nach Möglichkeit versuchen meine Putzstunde vorzunehmen… Nach dem Achsenbruch in Koblenz läßt sich mein Fahrrad bis heute hervorragend fahren, keinerlei Problemen mehr, ein richtiges Vergnügen! Gute Nacht aus Speyer, Rheinland-Pfalz!
Datum
| Ortschaft
| Region BW | Km 83,22 | Wetter Dauerregen | Temp. + 13° C. |
Aufstieg 239 m | Höhe Max 129 m | % Max. 7 % | Tag 7 | Dauer 5:58 | Durchschn. 13,9 Km/Std. |
Ich durfte heute Morgen alles unter strömendem Regen abräumen, was für ein Vergnügen…! Den Umständen entsprechend, die Lust am fahren und überhaupt war nicht al zu groß… Trotz allem, ich mußte wohl vorwärts und ging erst einkaufen, es mußte sowieso sein… Eine Kaffee – Kuchen – Pause imTrockenen half mir dabei meine Dauer gute Laune wiederzufinden…
Ich fuhr anschließend weiter, völlig unabhängig von der Wetterlage und traf irgendwann zwei Schotten die nach Istanbul in die Türkei fuhren, selbstverständlich ebenfalls mit Fahrräder! Obwohl für sie die Reise sich im Anfangsstadium befand, war ihnen mein Respekt ganz besonders gewidmet…
Während der Fahrt verabschiedeten wir uns mehrmals und trafen uns später wieder… Weiter ging die Reise über Wörth am Rhein und kurz bevor ich Rheinland-Pfalz verließ um über die Rheinbrücke auf der Baden-Württembergischen Seite fortzufahren, fragte ich doch einen Einheimischen wie weit den nächsten Campingplatz wäre… Seine Meinung nach, nur weniger Kilometer bis dahin, ich sei so gut wie schon angekommen…
Von wegen weniger Kilometer… Ich befuhr folglich die Rheinbrücke die mich von Rheinland-Pfalz nach Baden-Württemberg führte und Mitte auf der Überführung bekam ich plötzlich ein befremdendes Fahrgefühl… Ich hatte gerade meine linke Pedale samt Arm verloren!!!
Und ich hatte schon befürchtet meinen Anhänger zu verlieren! Glück in Unglück denn Pedale und Arm die mittlerweile auf dem Bodenbelag der Brücke lagen hätten nur vielleicht einen Meter oder zwei entfernt im tiefen Rhein herunterfallen können, was wäre dann…? Ich konnte doch beide Teile provisorisch festschrauben, was für eine Wartung in Köln…
Meinem Zwangshalt zufolge, fuhr ich endlich über die Brücke weiter und landete in Karlsruhe wo ich wie geplant meinen Radweg in südlicher Richtung folgte. Zu schön um wahr zu sein denn nur wenigen Kilometer entfernt war einen Hinweis zu sehen, den Radweg führte scheinbar völlig selbstverständlich über einer Treppe!!!
Da ich nur ungerne zu Fuß weiter laufen wollte und auf der Stelle mein Fahrrad stehen lassen wollte, entschied ich mich unfreiwillig diese höchst sinnloser Beschilderung auszuweichen und landete kurze Zeit später Mitte in Karlsruhe, in dem Feierabendverkehr, vielen Dank dafür!!!
Stinksauer über die städtische vorgetäuschte Straßenbeschilderung, wurde ich gezwungen vielleicht 30 Mal Passanten zu fragen wie ich endlich weiter auf meinem Radweg in Richtung Basel landen könnte, und zwar, ganz klar, ohne Treppen, ich bin doch kein Fußgänger!!!
Garantiert nicht ohne Mühe erreichte ich endlich den Zeltplatz den ich im Visier hatte… Von wegen weniger Kilometer… Ich fuhr von der Rheinbrücke aus ca. 20 bis 30 Kilometer um bis nach hier zu kommen!!! Radfahrer die ich unterwegs nach der Entfernung befragt hatte meinten vier oder fünf… - Lächerlich, einfach lächerlich -
Als ich letzten Endes Durmersheim erreichte und den nicht beschilderten Campingplatz entdeckte, war dieser wegen schlechtem Wetter geschlossen…! Was nun…? Aber Manchmal hat man einfach unerwartet Glück im Leben.
Neben diesem Zeltplatz befand sich eine Minigolfanlage. Von dort aus hatte mich eine Frau beobachtet, rief mich zu ihr und telefonierte anschließend mit dem Campingwächter der wiederrum keine 10 Minuten später an Ort und Stelle war! Ich durfte in dem Geistercamping übernachten und mich nach den heutigen Ereignissen ausruhen! Gute Nacht aus meinem bewegten Traum!!!
Datum 26.06.2013 | Ortschaft Heckenmühlen | Region BW | Km 57,82 | Wetter Bewölkt | Temp. + 19° C. |
Aufstieg 104 m | Höhe Max 139 m | % Max. 5 % | Tag 8 | Dauer 3:52 | Durchschn. 15 Km/Std. |
Ich habe einfach wie ein Gott letzte Nacht bis kurz vor acht Uhr Morgen geschlafen, das tat aber unbeschreiblich gut!!! Ich bin anschließend wie gewöhnlich zum nächstgelegenen Supermarkt gefahren, gönnte mir ebenfalls an Ort und Stelle wie alltäglich ein gutes leckeres Stück Kuchen und fuhr dann los.
Nach den letzten zwei vergangenen nicht gerade einfachen Tagen, ich hatte mir heute als Abwechslung einen möglichst pflegeleichten Tag vorgenommen! Ich fuhr später in Richtung Rhein und irgendwann hielt einen Autofahrer an meiner Höhe von der anderen Richtung angekommen…
Der sympathische Autofahrer informierte mich daß ich nicht weiter käme, die Straße sei ein Stück weiter in Rheinnähe überflutet… Kurz nach dieser wertvollen Information, sah ich ein Fahrzeug vom Zollamt, ich nutzte die Möglichkeit mich über den weiteren Zustand der Straße zu erkundigen, leider konnte mir auch da keiner helfen…
Mir blieb bedauerlicherweise keine andere Wahl als den ganzen befahrenen Weg über bestimmt 10 Kilometer zurück zu fahren, was für ein Pech und nicht mal den kleinsten Hinweis für den Straßenverkehr, Hallo die Organisation!!!
Ende nachmittags erreichte ich den heutigen Zeltplatz, buchstäblich Klasse und gar nicht so teuer (€ 11,50)… Als ich zuerst die Anlage von der Ferne sah und an der Rezeption eine junge pompöse Dame die ständig alle mögliche Informationen in ihrem Rechner eingab, dachte ich mir gleich daß jeden Tastendruch von ihr mir wahrscheinlich einen ganzen Euro kosten würde…!
Meinen Vorurteil hatte sich Gott Sei Dank nicht bestätigt, diesen Campingplatz war perfekt! Es herrschte hier Luxus, eine angemessene Gebühr und sehr ruhig. Als ich mein Fahrrad fleißig putzte, stellte ich leider fest daß ich erneut zur nächsten Werkstatt mußte, so ein schlechtes Fahrrad hatte ich noch nie…
Datum 27.06.2013 | Ortschaft Kehl am Rhein | Region BW | Km 41,83 | Wetter Unbeständig | Temp. + 15° C. |
Aufstieg 86 m | Höhe Max 164 m | % Max. 5 % | Tag 9 | Dauer 2:51 | Durchschn. 14,6 Km/Std. |
Mein Vorurteil den gestrigen Campingplatz betreffend war Gott Sei Dank nicht bestätigt! Dieser war einfach ausgezeichnet und ich zahlte auch nicht mehr als wo anders. Ich durfte über einen Luxuskomfort verfügen sowie eine göttliche Ruhe genießen, was bis jetzt nicht immer der Fall gewesen ist…!
Wenn mir allerdings schon bewußt war daß ich technischen Problemen hatte, waren gleichzeitig meine Gemütlichkeit und mein Vergnügen etwas gebremst… Was soll’s, immer weiter! Ich putzte und ölte mein Fahrrad, so viel zu meinem gestrigen Tag…
Dann, schön die Ruhe nach, fuhr ich wie geplant zur nächsten Werkstatt und mußte etwas weniger als einer halben Stunden warten. Mein kaputter Speicher wurde ersetzt, die Batterie meines Tachos wurde erneut ausgewechselt und obwohl neu kam leider erneut die Meldung daß diese schwach wäre… Das Sorgekind scheint also doch mein Tacho zu sein, und nicht die Batterie…
Den dortigen Mechaniker prüfte dann anschließend warum mein Hinterrad gebremst war. Er schien mir hochkompetent und professionell zu sein, er sei erzählte er mir eine Woche lang als Begleitung eines Tour de France Mechanikers gefahren, es spricht für sich.
Er redete nicht viel, war aber höchst effektiv, präzise und schnell. Er nahm unaufgefordert mein Fahrrad unter die Lupe und stellte fest daß die Schraube vom Zentraltrittlager fehlte. Er sagte mir daß meine Wartung in Köln keineswegs korrekt durchgeführt wurde, so eine gravierende Panne sei einen schweren Fehler und einen Kündigungsgrund…
Fertig! Ich fuhr anschließend unter Regen in Richtung Kehl am Rhein weiter und erlaubte mir erst eine aufbauende Mittagspause. An diesem Zeitpunkt war ich erst mal sehr glücklich, meine zahlreichen Problemen waren fast alle beseitigt, endlich…
Endlich wieder kräftig dabei und fahrbereit, hielt plötzlich direkt vor mir einen Autofahrer mit Rastatter Kennzeichen, stieg aus und kam zu mir eine Schraube in der Hand, rief in meiner Richtung fröhlich aus : „ich wußte doch daß ich so eine Schraube zu Hause hatte“!
Mein Zaubermechaniker hatte selber seine Mittagspause erledigt und hatte dabei an mich gedacht, ein Glück daß wir uns noch trafen… Er montierte mir die Schraube vom Zentraltrittlager gleich hier am Straßenrand und ich bedankte mich recht herzlich bei ihm. Ich konnte nun meine Fahrt endlich unbesorgt fortsetzen. Was für eine Reise, reich an Anekdoten und irgendwie, Glück in Unglück…!
Datum 28.06.2013 | Ortschaft Herbolzheim | Region BW | Km 67,22 | Wetter Sonnig | Temp. + 24° C. |
Aufstieg 129 m | Höhe Max 207 m | % Max. 6 % | Tag 10 | Dauer 4:06 | Durchschn. 16,4 Km/Std. |
Ich durfte meine heutige Fahrt in der Begleitung eines wunderschönen Wetter in südlicher Richtung fortsetzen, etwas kühl zwar sonst Klasse! Nach meinem gestrigen Werkstattbesuch, fuhr ich heute Morgen in aller Ruhe los, was für ein gutes Gefühl…!
Ich traf auf diesem Campingplatz einen älteren Radfahrer der ausgerechnet aus der für Kölner verbotenen Stadt Düsseldorf kam, also der Parkplatz von Köln… Wir verstanden uns trotzdem gut und kamen ins Gespräch, eine netten Begegnung und Unterhaltung.
Ich verließ nach kurzer Zeit die ausgeschilderten Radwege denn diese waren völlig nutzlos und gerade mal gut für Sonntagsfahrer geeignet die eben mal schnell bis zur nächsten Bäckerei möchten, sonst nichts… Nur Schotter anstatt von Asphalt, dafür in so einem schrecklichen Zustand daß ich dazu gezwungen wurde meine Geschwindigkeit deutlich zu reduzieren wenn ich nichts kaputtmachen wollte…
Als ich zwangsweise auf die B36 aus Karlsruhe kommend wechseln wollte, entdeckte ich parallel zur Bundesstraße eine kleine gemütliche und ruhige Nebenstraße in einem sehr guten Zustand! Perfekt und schnell, nicht so wie die desaströsen Radwege!
Da ich schließlich in Urlaub bin, gönnte ich mir unterwegs in einem lokalen Supermarkt einen großen Milchkaffee begleitet von zwei köstlichen gefüllten Croissants, je mit Vanille und Schokolade! Ob es mir geschmeckt hat, lasse ich gerne meine Leser darüber spekulieren…!
Als ich an diesem heutigen Tag Feierabend machen wollte, hielt ich vorsichtshalber erneut in einer Werkstatt am Straßenrand weil ich beim treten regelmäßig einen eher ungemütlichen und bedrohlichen Lärm hörte…
Ich fuhr daraufhin auf dem dortigen Zeltplatz wo ich mich heute Abend befinde und durfte stolze € 14,- die Nacht zahlen, und zwar nur mit Fahrrad & Zelt!!! Ich entdeckte auf diesem Weg das teuerste Camping seit meiner Abfahrt von Köln…
Naja, egal, alles ist erledigt und meine Abenteuerreise geht einfach immer weiter! Erst wird göttlich geschlafen. Auch wenn bis jetzt nur flach, ich zähle immerhin schon 628 Kilometer auf dem Tacho, keine Kleinigkeit…!
Datum
| Ortschaft Neuenburg | Region BW | Km 72,14 Km | Wetter Dauerregen | Temp. + 17° C. |
Aufstieg 177 m | Höhe Max 228 m | % Max. 4 % | Tag 11 | Dauer 4:50 | Durchschn. 14,9 Km/Std. |
Heute war aufgrund der schlechten Wetterbedingungen alles andere als einen einfachen Tag… Dank des sehr netten und vorsorglichen Campingwacht der schon bei meinem Ankunft am Vortag mitgedacht hatte und den angekündigten Dauerregen mit berücksichtigt hatte, bekam ich einen Platz neben einer bedachten Stelle wo jedermann seine Wäsche trocknen lassen konnte…
Auf diesem Weg konnte ich morgens trotz Regen al meine Sachen gemütlich ins trockene aufs Fahrrad packen, bzw. im Anhänger, spitze! Ich fuhr anschließend wie gewöhnlich zum nächstgelegenen Supermarkt und kaufte dort für die nächsten zwei Tage ein, Wochenende.
Bei dem Wetter, mehr als je überhaupt, war meine Lust zu fahren aber gewiß eher begrenzt! Ich gönnte mir wie sonst auch eine gemütliche Kaffeepause mit Kuchen die ich vielleicht noch mehr als je zu genießen wußte…
Es nutzt alles nichts, ich muß weg! Gegen Regen vom Kopf bis Fuß angezogen, fuhr ich ungemütlich weiter, und zwar vielleicht etwa 50 von 72 Km unter diese nicht einfachen Bedingungen… So ein scheußliches Wetter aber mit 17° C. wenigstens nicht kalt, ist gerade noch in Ordnung…
Bis Breisach wurde die Straße immer Breite. Autofahrer rasten an mir mit einer unerklärlichen überspannten Spitzengeschwindigkeit vorbei, jedoch vorsichtig. – Wo ist der Sinn…? Schneller leben, schneller sterben – Ich verstehe das alles nicht…
In Breisach selber verbrachte ich meine wohlverdiente Mittagspause unter einem Schulhof wo ich mich wenigstens etwas von meinem nassen Gegner verabschieden durfte…! Kraftvoll aufgetankt ging es anschließend weiter. Um endlich die Ruhe von al dieser lauten stinkenden und störenden Automobile zu haben, behielt ich doch, ein Mal mehr die Hoffnung vernünftige Radwege finden zu dürfen…
Erst ja, wunderbar sogar… Dann verschwand den Asphalt und ich mußte mich wieder einmal mit einer nicht geteerten Fahrbahn begnügen. Es ging doch erst problemlos weiter bis diesen sogenannten Radweg sich in einem unbefahrbaren Pfad umwandelte, etwas anderes hatte ich eigentlich kaum erwartet…
Es ging nicht mehr. Wer hat sich eigentlich bloß einen Schnapsradweg ausgedacht…? Wieder einmal, gerade gut für Sonntagsfahrer, und zwar mit Mountain-Bikes unterwegs. Für mich herrschte ständig die Gefahr eines Achsenbruches oder sonstiges. Ich konnte außerdem die Umstände entsprechend höchstens 12 Km/h schnell fahren gegen 19 Km/h auf der Straße, kein Vergleich!
Ich bewegte mich weiter bis hierher und fand einen netten Campingplatz zu dieses Mal menschlichen Preisen. Dafür etwas lauter, es war Musik aus der Umgebung zu hören und es befand sich außerdem unweit eine Autobahn… Ohne Ohrstöpseln werde ich heute Nacht kaum schlafen können… Heute ist Samstag, ich hasse Samstage, der schlimmste Tag der Woche an dem Menschen leider jegliche Art von Respekt verlieren…
Datum 30.06.2013 | Ortschaft Oltingue | Region Elsass (F) | Km 60,60 | Wetter Sonnig | Temp. + 26° C. |
Aufstieg 365 m | Höhe Max 510 m | % Max. 7 % | Tag 12 | Dauer 4:44 | Durchschn. 12,8 Km/Std. |
Leider war wie schon im Voraus befürchtet die letzte Nacht nicht so ruhig wie gehofft, und ich mußte erneut meine Ohrstöpseln benutzen, wenn das keine Schande ist nicht einmal seine Nachtruhe genießen zu dürfen… Rücksicht- und erbarmungslose Menschen sind bedauerlicherweise überall zu treffen…
Wie jeden Tag setzte ich meine Fahrt fort den Rhein entlang herunter und landete irgendwann erneut auf einem sogenannten Radweg der dritten Art…! Da ich mit einem voll beladenen Fahrrad samt Anhänger unterwegs war und nicht mit einem Trecker, mußte ich dieses Mal unbedingt absteigen und schieben wenn ich nichts kaputtmachen wollte… Und das soll ein Radweg sein…?
Mein Gott, was ist das eigentlich für eine bodenlose Frechheit so einen steinigen unbefahrbaren Feldweg als einen völlig normalen Radweg zu bezeichnen ? Es ist doch ungeheuerlich und völlig respektlos Radfahrer gegenüber wenn man bedenkt daß nicht einmal Autofahrer darauf hätten fahren können!
So schnell ich auch konnte, bog ich endlich wieder auf die Straße und erreichte letzten Endes eine angemessene Geschwindigkeit von 17 Km/Std. anstatt von 4 Km/Std…. Ich befand mich nach einigen hunderten von Kilometern nun mal an der Grenze zu Frankreich, ich fuhr über den schönen Rhein in die Region Elsaß hinein.
Hallo Frankreich, hallo Elsaß! Ich fuhr an diesem schönen sonnigen Tag meinen ersten Berg hoch, sehr bequem und problemlos obwohl meine Kette weiterhin einen nicht überhörbaren Höllenlärm macht… Naja, wenn ich trotzdem meine Fahrt ohne Schwierigkeiten fortsetzen kann, stört mich den Krach schließlich nicht…
Ich habe eben heute Abend bevor ich richtig in die Berge hinein fahre meine Kette samt Züge gut gereinigt und geölt, lärmen tut es jedoch immer noch und weiterhin… Ich werde Morgen in die Schweiz fahren, ich befinde mich augenblicklich an dem Dreiländereck zwischen Deutschland, Frankreich und der Schweiz. Es wird langsam ernst und ich freue mich ganz besonders darauf…!
Datum 01.07.2013 | Ortschaft Court | Region Bern (CH) | Km 49,92 | Wetter Sonnig | Temp. + 32° C. |
Aufstieg 569 m | Höhe Max 714 m | % Max. 8 % | Tag 13 | Dauer 4:12 | Durchschn. 11,8 Km/Std. |
Und wieder einmal konnte ich nicht so richtig ruhig schlafen, dieses Mal waren aber keineswegs störenden rücksichtlosen Nachbarn die Ursache. Ich fand gestern keinen Campingplatz und baute nach Absprache mit den Einheimischen mein Zelt in einem Feld…
Die Befürchtung daß mir irgendeinem niederträchtigen Fremden mein Fahrrad in der Nacht entwenden könnte ließ mich leider nicht so ruhig schlafen wie ich es mir gewünscht hätte, ich hielt unbewußt ständig Wache… Gott Sei Dank ist nicht passiert!
Ich verabschiedete mich von der netten Elsässerin der mich ermöglicht hatte auf ihrem Grundstück zu zelten und trank noch mit ihr vor der Abfahrt ein Abschiedskäffchen auf den Treppen vor der Haustür, die Sonne schien, einen wunderschönen Tag in Sicht…
Man soll bekanntlich den Reisenden nicht aufhalten… Es war Zeit mich wieder aufs Fahrrad zu setzen. Ich fuhr erst ins Dorf und kaufte ein, meine letzte Gelegenheit vor der Schweizer Grenze… Unmittelbar danach fuhr ich in die idyllischen Berge hinein, ein gutes Gefühl für einen bergischen Tag, völlig problemlos und bis zu 8% Steigung…
Gruß Gott die malerische Schweiz! An der Grenze wurde ich zwar nicht kontrolliert, ich hielt aber trotzdem um ein Foto zu knipsen… Es ging nach einer guten aufbauenden Mittagspause bis Délémont weiter wo ich wohl einen Campingplatz fand, es war mir aber noch zu früh um Feierabend zu machen, ich setzte meine Fahrt in die Berge fort, mit einer ordentlichen Steigung der mich bis 714 Höhenmeter führte…
Als ich in Court ankam, hielt ich erst auf dem Dorfplatz um meinen Müll zu entsorgen und nutzte gleichzeitig die Gelegenheit eine vorbeikommende Frau zu fragen ob sie wüßte wo ich einen Platz zum zelten finden könnte…
Sie überlegte ernsthaft nach einer Lösung und plötzlich fiel der Groschen! Sie sagte mir daß ich gleich gegenüber nach meinem Glück suchen könnte, bei dem Priester… Nicht einmal ich wäre auf die ziemlich geniale Idee gekommen…! – Gesagt, getan! -
Ich hätte mein Fahrrad erst abschließen müssen um hinzugehen, so daß diese besonders nette Dame für mich hinging und sich erkundigte! Minuten später, hieß es auf der Stelle „ja“! Ich wurde sehr herzlich empfangen und ich sollte mein Zelt nicht einmal aufschlagen…
Ein Bett war schon für mich fertig, essen würden wir alle gemeinsam und ich könnte sogar meine Wäsche zum waschen geben…! Meiner langjährigen Erfahrung nach ist ein glücklicher Empfang dieser Art äußerst selten, kommt aber jedoch immer wieder vor…
Ich konnte ebenfalls duschen, was mir unbeschreiblich gut tat nach diesem schwierigen bergigen Tag! Wir verbrachten den außergewöhnlichen Abend gemeinsam so wie ich ein Teil der Familie wäre und gingen anschließend zu Bett. Vielen Dank an dieser Stelle für den sowohl fantastischen als auch exzeptionellen Empfang in Court!
Datum 02.07.2013 | Ortschaft Staad
| Region
| Km 28,53 | Wetter Sonnig | Temp. + 25° C. |
Aufstieg 488 m | Höhe Max 1.360 m | % Max. 13 % | Tag 14 | Dauer 2:42 | Durchschn. 10,5 Km/Std. |
Ich durfte infolgedessen in einem richtigen kuscheligen Bett schlafen das ähnlich aussah wie das der Mutter meiner liebenswerten Urgroßmutter zu Hause, wenn das keine Ehre ist…! Ich muß allerdings trotz allem gestehen daß ich weit nicht so gut und fest schlief wie in meinem Schlafsack…
Da ich gestern recht müde war, ich mußte dieses Mal nichts vorbereiten oder abbauen, setzte ich meine wohlverdiente Nacht bis 7:30 heute Morgen fort…! Ich stand immer noch schläfrig auf und kam meinen fürsorglichen Gastgebern entgegen! Wir frühstückten zusammen. Es war buchstäblich köstlich und ich wußte es sehr zu schätzen…
Ich ging anschließend in dem benachbarten Supermarkt einkaufen und besorgte für die Tochter eine Tafel Schweizer Schokolade, sie hatte schließlich am Vortag Geburtstag, ich wollte sie gerne damit ein Wenig überraschen bevor mich zu verabschieden…
Um keinen Fehler zu machen, entschied ich mich für dieselbe Marke wie ihr ihren Bruder am Vortag geschenkt hatte!!! Die Überraschung gelang, alle lachten über die lustige und irgendwie niedliche Situation…!
Es kam zu gute Letzt die Zeit sich zu verabschieden, natürlich nicht ohne vorher unsere E-Post Adressen ausgetauscht zu haben, selbstverständlich! Irgendwann in Köln vielleicht…? Es wäre mit Sicherheit sehr lustig sich unter anderen Umständen wieder treffen zu können…
Ich setzte mich wieder aufs Rad und fuhr den Berg hoch in Richtung Grenchen im Kanton Solothurn. Ich mußte da bitterlich leiden. Es ging durchschnittlich über ca. sieben Kilometer ununterbrochen um die 12% hoch und ich mußte den Umständen entsprechend öfters anhalten, anders ging’s nicht…
Ich hielt am halben Weg, mein Tank war beinahe leer und gönnte mir ein leckeres Schokocroissant mit einem Kaffeegetränk die ich unten in Court vor der Abfahrt gekauft hatte. Mehr als je zuvor wußte ich diese aufbauenden Schätze zu genießen und das ist nicht untertrieben.
Ich bewegte mich danach weiter bis zur Spitze des Berges und erreichte eine Höhe über 1.360 Meter. Als ich ankam, sah ich ein Restaurant. Ich fuhr gezielt hin um meine mittlerweile leeren Wasserflaschen aufzufüllen…
Kaum war ich da daß eine zornige und erboste Frau auf mich zukam und beschimpfte mich unerwartet auf Schwyzerdütsch!!! Was hatte ich denn wohl verbrochen…? Ich gab mir Mühe und verstand einigermaßen doch noch was sie mir in ihrem lokalen Dialekt anvertrauen wollte…
Es ging darum daß ich ihrer Meinung nach nicht schnell genug fuhr… Daß ich kein Motor hatte war ihr scheinbar nicht aufgefallen… Naja, sie mußte angeblich irgendwann wegen mir eine Vollbremsung mit ihrem Automobil tätigen, es hätte zu einem Unfall kommen können…
Sie erklärte mir daß ihrer Kollegin nie Sport getrieben hatte (das war wohl nicht zu übersehen!). Diese sympathische Dame mit wem ich jetzt zu tun hatte kannte die Schwierigkeit des Berges. Aus eigenen Erzählungen, teilte sie mir mit daß sie früher öfters mit dem Rad samt Anhänger ihre damals drei Kleinkindern bis an die Spitze hochfuhr…
Diese sowohl angriffslustige als auch verständnislose Frau mit wem ich erst zu tun hatte konnte so eine Situation nicht mal annähernd verstehen, wie denn auch…? Sie lebte wohl auf einem ganz anderen Planet, ungefähr so wie ich auf meinem aber extrem entfernt voneinander… In ihrem Universum lebten keine Radfahrer. – Unerträglichen Gedanken-
Ich bin nach dieser nicht alltäglichen Unterhaltung den Berg heruntergefahren und fand einen sehr netten und gemütlichen Campingplatz, das ist Urlaub!!!
Ich fahre langsam aber bewußt und durchdacht in Richtung Großer Sankt Bernhard Paß, das erste große Ziel meiner Reise und das Mekka für Radfahrer… Gute Nacht die Welt, ich fühle heute Abend meine Beine nicht mehr…!
Datum 03.07.2013 | Ortschaft Allenlüften | Region Bern (CH) | Km 41,60 | Wetter Dauerregen | Temp. + 16° C. |
Aufstieg 426 m | Höhe Max 649 m | % Max. 10 % | Tag 15 | Dauer 3:29 | Durchschn. 11,9 Km/Std. |
Und schon wieder bin ich heute Abend zum Essen eingeladen gewesen! Die Schweizer die ich bis jetzt kennengelernt habe sind faktisch ein Vorbild der Gastfreundschaft! Ich befand mich letzte Nach erneut im Paradies…
Es kam aber leider so wie es scheinbar kommen sollte… Ausgerechnet gerade als ich aufstand, fing es an richtig dauerhaft kräftig zu regnen. Dieser miese Zustand dauerte Bedauernsweise den ganzen Tag über.
Ich wurde trotz meiner hervorragenden Regenausrüstung zwangsweise naß bis zur Unterhose… Als ich irgendwann eine Pause einlegte, essen mußte ich doch irgendwann, war mir dadurch kalt und das obwohl die Temperaturen heute immerhin + 16° C. erreichen…
Ich hatte heute erneut mit einer Reihe von ordentlichen Steilungen zu kämpfen aber ja, ich befinde mich wohl in der Schweiz, da ist nichts zu machen…! Ich versuchte trotz allem meine gewöhnliche gute Laune zu behalten, was bei den Wetterbedingungen nicht unbedingt einfach war…
Die angebliche Wetterbesserung im Laufe des Tages blieb leider aus… Schade, gerade an dem Tag hätte ich mich unheimlich darauf gefreut einfach nur ohne Regen fahren zu dürfen… Die Götter machten ein Mal mehr was sie wollten, bzw. erschwerten mir erheblich das Leben…
Die Witterungsmelioration ist laut Radiobericht auf Morgen verschoben, ich hoffe nur daß es dieses Mal stimmt… Ich legte in Büren an der Aare eine Pause ein und vergas das verdammte Wetter für einen Augenblick, ich genoß zwei unbeschreiblich mundenden Schokoladencroissants…!
Es ist heute nicht besonders viel passiert, der Schwerpunkt des Tages war einfach nur das abscheuliche Wetter… Als ich Feierabend machen wollte, hielt ich noch am Straßenrand vor einem Haus wo ich gerade jemanden im Hof bemerkt hatte.
Ich hielt und nach einer kurzen Unterhaltung mit meinem Gesprächspartner, durfte ich problemlos mein Zelt in seinem Garten aufschlagen! – Aber selbstverständlich – sagte er…! So selbstverständlich ist das eigentlich überhaupt nicht, das Glück scheint mich doch nach der Pannenserie zu begleiten, es möge so bleiben…!
Ich wurde sogar zu einem Kaffee eingeladen, ich konnte obendrein duschen und später beim Abendessen, war ich wieder Mal ein Teil der Familie…! Als kleine Gegenleistung erzählte ich meine täglichen Abenteuer und sie sind so zahlreich daß ich nie Mangel an Vortragsstoff habe…! Dankeschön die Schweiz für eure sowohl außergewöhnliche als auch beeindruckende Gastfreundschaft!
Datum 04.07.2013 | Ortschaft Epagny | Region Freiburg | Km 59,13 | Wetter Bewölkt | Temp. + 21° C. |
Aufstieg 479 m | Höhe Max 807 m | % Max. 7 % | Tag 16 | Dauer 4:11 | Durchschn. 14,1 Km/Std. |
Gestern war einfach ein potthäßlicher Tag, so viel Regen ist vom Himmel gefallen und ich mußte mit einer stahlharten Laune durch… Heute Morgen hat sich die Wetterlage Gott Sei Dank beruhigt! Was für ein schönes Gefühl sein Zelt und al seine Sachen endlich ins Trockene abräumen zu dürfen, endlich…!
Ich bedankte mich noch recht herzlich bei meiner netten Gastgeberin und fuhr weiter bis Laupen wo ich einkaufen ging. Ich gönnte mir als Kaffeepause ein französisches Croissant sowie eine Tafel Schweizer Schokolade, vor – zü – glich!!!
Immer weiter auf dem Weg nach oben ging es bis zu einer Höhe von 807 Meter. Es lief heute ausnahmsweise wie geschmiert, keinerlei Schwierigkeiten! Die Schweizer sind im Straßenverkehr ausgesprochen vorsichtig, sie lassen einen ordentlichen Abstand beim überholen und blinken sogar. Eine Blinkanlage ist in Deutschland ein Zubehör das scheinbar bei Automobilen kaum noch montiert wird, leider…
Nach 59 Kilometer machte ich für heute Schluß, gute Leistung denn schwer bepackt wie ich bin, bewältigte ich den Berg auf immer noch 479 Höhenmeter, keine schlechte Leistung…
Eine Begegnung der seltenen Art erwartete mich auf diesem heutigen Camping! Meine Nachbarn kamen nämlich aus Leichlingen bei Köln, auch wenn nicht mit Fahrrädern… Wir unterhielten uns eine Weile bis ich mich dann in meinem Zelt zurückzog.
Er war eigentlich so freundlich daß ich nicht mal essen konnte… Meine Ruhe zu haben ist also für heute Abend zwangsweise gestrichen, damit wird nichts! Es ist in der Regel nicht schlimm, ganz im Gegenteil liebe Mitmenschen aber es handelte sich hier wirklich um eine eher lästige Begegnung…
Ich werde voraussichtlich Morgen den Col des Mosses bis 1.450 Höhenmeter hochfahren und ich bedenke am Sonntag den Großer Sankt Bernard zu erreichen… Damit werde ich mich von der idyllischen Schweiz verabschieden um Italien zu begrüßen…!
Datum 05.07.2013 | Ortschaft Saint-Triphon | Region Waadt | Km 59,37 | Wetter Sonnig | Temp. + 25° C. |
Aufstieg 747 m | Höhe Max 1.478 m | % Max.
| Tag
| Dauer 5:14 | Durchschn. - |
Eigentlich ist heute schon Morgen…! Ich war gestern derartig todmüde daß ich doch auf meinem täglichen Bericht verzichtete… Nach einer guten Nacht, nicht frisch zwar aber einigermaßen erholt, schrieb ich meine zahlreichen gestrigen Ereignisse nieder.
Erst verließ ich meine gestrige gemütliche Zeltecke und meinen netten Nachbarn aus Leichlingen. Wir hatte uns über Gott und die Welt unterhalten, einen netten Austausch… Sie waren absolut lieb und wollte mir zu einem Aperitif einladen, was ich letztendlich doch ablehnte zugunsten meiner so geliebten Ruhe…
Ruhe ? Die konnte ich leider an dem Abend völlig streichen…! Auf der anderen Seite des Ganges hatte einen älteren Herrn, einen Franzosen sein Zelt aufgeschlagen, nichts Ungewöhnliches auf einem Campingplatz…!
Auch er war mit dem Fahrrad unterwegs… Wir grüßten uns erst und unterhielten uns ein Wenig. Er klebte aber fest an meinem Zelteingang, so dermaßen daß ich ihn sogar während ich aß noch ertragen mußte, was für eine Belästigung!
Ich rollte anschließend weiter und befuhr den Col des Mosses bis zur eine Höhe von 1.478 Meter. Ich durfte eine sowohl malerische als auch verträumte Landschaft bewundern, den Aufstieg betrug maximal 8% Steigung.
Auf der Fahrt nach Oben, sah ich irgendwann einen bezaubernden repräsentativen Bergbrunnen. Auf der anderen Straßenseite befand sich auf ihren Balkon eine ältere Dame der ich ansprach : „Grüß-Gott die Dame, ist das Wasser hier Trinkbar ?“ Sie antwortete : „Wissen Sie, ich bin mittlerweile über 80 und ich trank schon immer von dem Wasser, also ich denke schon…!“ – Es sprach für sich! -
An der Spitze angekommen fand ich überraschenderweise einen Campingplatz und ich bog selbstverständlich sofort hinein! Leider war dieser Tot, es waren einige Wohnwagen zu sehen aber keinen Mensch weit und breit, auch keine Rezeption… Mir blieb also nichts anderes übrig als meine Fahrt fortzusetzen…
Ich mußte jedoch zwangsweise diese außergewöhnlichen Allüren dulden und weiter sowohl langsam als aufmerksam in demTal herunterfahren, der Berg ist schließlich keine Rennpiste…
Als ich in Aigle ankam, den ersten ruhigen Campingplatz blieb für mich leider geschlossen, Hunde müssen draußen bleiben… Dieser war angeblich nur für Dauercamper zugänglich…
Ich hatte freilich vor so schnell zu halten wie ich auch konnte. Das erste Dorf entlang der Hauptstraße hieß Saint-Triphon. Ich bog ab und suchte nach einem Bauernhof oder ähnliches, Hauptsache ruhig.
In Saint-Triphon angekommen, traf ich netten Dorfbewohner die mir genehmigten mein Zelt in deren Garten aufzuschlagen, geschafft! Und wieder einmal wurde ich zum Essen eingeladen, die Dusche und die Toilette durfte ich ebenfalls benutzen, einen unerwarteten Luxus, vielen Dank!
Diese braven Schweizer hatten zwei lustigen und lebhaften Kinder die mich sofort aufnahmen! Nach dem gemeinsamen Abend in dem Garten, spielte uns den Jungen beim Einbruch der Dunkelheit ein Musikstück mit seiner Trompete… Es war wunderschön und die Melodie erinnerte mich nostalgisch an dem Kölner Karneval…
Kinder sind bekanntlich nie müde! Sie sammelten anschließend irgendwelchen Insekten im Garten und zeigten sie sie mir… Da ich so etwas nicht gerne habe, machte ich einen Rückzug und verlor das Gleichgewicht… Um mich wieder abzufangen, setzte ich plötzlich meinen rechten Fuß in dem voll mit Wasser gefülltem aufblasbaren Schwimmbad…! Alle lachten richtig herzhaft, auch sogar ich…!
Datum 06.07.2013 | Ortschaft Orsières | Region Wallis | Km 49,43 | Wetter Sonnig | Temp. + 30° C. |
Aufstieg 530 m | Höhe Max 922 m | % Max. 9 % | Tag 18 | Dauer 3:59 | Durchschn. 12,4 Km/Std. |
Nach einem köstlichen Frühstück, fuhr ich weiter, dieses Mal in Richtung Martigny. Ich ging noch wie gewöhnlich nach wenigen Kilometer einkaufen, es ist wieder einmal Wochenende…
Ich bedenke meine Bremsplaketten in Aosta auf der Italienischen Seite des Paßes austauschen zu lassen. Ich kann zwar z. Zeit weiterhin unproblematisch bremsen, wie lange noch…? Ich darf die sehr lange Abfahrt des Großer Sankt Bernhard Paßes (2.469 m ü. M.) keineswegs unterschätzen…
Ich werde aber bis dahin etwa zwei Tage lang bis zur Spitze richtig strampeln, in die Ruhe liegt die Kraft… Ich habe heute mit Stolz und Ehre die 1.000 Km Marke überschritten und zähle mittlerweile nicht weniger als würdige 1.059 Km auf meinem Tachometer…
Schon 18 Tage voller Abenteuer unterwegs sind vergangen und es passierte bis heute so viel daß ich wirklich viel Platz brauche um al diese erlebten Ereignisse niederzuschreiben!
Ich befinde mich zwar streckenweise etwa bei der Hälfte meiner wundervollen Reise. Die Zeit vergeht jedoch zu schnell. Ich werde nach Überlegung meine ursprüngliche Planung nicht wie durchdacht verfolgen können…
Öfters technische Probleme haben mir viel wertvolle Zeit geraubt. Danach, im Alpenbereich stellt sich die Frage : Gebe ich Gas koste es was es wolle oder genieße ich die kraftvolle und idyllische Natur die mich umzäunt…? Es versteht sich von selbst, ich lasse mir Zeit, und zwar so viel wie es auch sein soll um es später nicht zu bereuen…!
Mein Hauptziel war ursprünglich die Cime de la Bonette, eine Schleife in Südfrankreich und auch hiermit die höchste asphaltierte Straße des Landes mit nicht weniger als 2.802 Höhenmeter…
Schaffe ich das oder nicht…? Es ist noch sehr weit bis dahin, also voraussichtlich aus Zeitmangeln eher nicht .Es ist aber nicht schlimm, das was ich befahren haben werde wird wohl immer in meinem Herzen präsent sein… Nach dem Großer Sankt Bernhard wird schon den Kleinen Sankt Bernhard auf mich warten, auf geht’s…!
Datum 07.07.2013 | Ortschaft Bourg-Saint-Pierre | Region Wallis | Km 15,44 | Wetter Sonnig | Temp. + 30° C. |
Aufstieg 558 m | Höhe Max 1.623 m | % Max. 8 % | Tag 19 | Dauer 2:04 | Durchschn. 7,44 Km/Std. |
Kilometer für Kilometer verließ ich Martigny und strampelte dieses Mal nicht weniger als den Großer Sankt Bernhard… Ich machte irgendwann Feierabend, in einem Dorf namens Orsières und suchte ziemlich lange nach einer Übernachtungsmöglichkeit…
Eine lange und mühsame Suche vielleicht aber nicht vergeblich! Ich traf irgendwann einen Herrn neben einer Stromversorgungsfirma der selber gerne in Frankreich beim Bauer übernachtete! Den Umständen entsprechend war ein Platz für mich hier vorreserviert, vielen herzlichen Dank!
Es kam faktisch jemand nachdem ich mein Zelt aufgebaut hatte und wollte in der Tat wissen warum…! Naja, ein Problem sollte es nicht werden. Ich fragte ihn auch nicht mal wer er war und gab ihn die Antwort die er haben wollte.
Gut daß ich mir den Namen und die Telefonnummer meines Gastgebers aufgeschrieben hatte! Somit konnte ich den noch Unbekannten beweisen daß ich in der Tat über eine Genehmigung verfügte und hier mein Zelt für eine Nacht aufschlagen durfte.
Mein Gesprächspartner erklärte mir anschließend daß einigen Jahren zuvor einen schweren Brand durch einen Camper entstanden war, die Einheimischen wurden seitdem etwas mißtrauisch… Ich konnte plötzlich die Situation viel besser einschätzen und verstehen! Ich versprach ihm den Umständen entsprechend vorsichtig zu sein.
Ich konnte trotz Genehmigung nicht so richtig schlafen… Die Nacht war so Pechschwarz daß ich keine zwei Meter weiter sehen konnte… Ich versuchte doch regelmäßig mein Fahrrad in der Dunkelheit zu überwachen. An meinem besten Stück soll möglichst kein Mensch rankommen!
Die Müdigkeit ließ mich später in einem tiefen Schlaf senken… Doch frisch und sowieso fröhlich, stand ich Stundenspäter auf! Ich frühstückte wie sonst auch reichlich und setzte mich wieder aufs Rad, doch irgendwie erleichtert diesen unbewachten Platz verlassen zu können…!
Es ging an dem heutigen Tag bis 1.623 Höhenmeter. Ich hätte allerdings locker weiterfahren können, ich war garnicht müde und hatte den ganzen Nachmittag Zeit. Ich hatte einfach nur den letzten Campingplatz vor dem Gipfel entdeckt, ein unverhofftes Glück…!
Es ist eine große Freude zu denken daß ich voraussichtlich Morgen sowohl leistungsfähig als auch einsatzbereit den Gipfel des Groß Sankt Bernhard Paßes erreichen werde, eine Legende für Radfahrer…
Dafür daß ich mich hier so lange aufhielt werde ich Morgen eine Stunde früher aufstehen, sicher ist sicher. Ich traf heute einige Radfahrer. Selten feuern mich Automobilfahrer an, eine riesen Freude, wir sind also doch nicht so verfeindet wie ich dachte…
Datum 08.07.2013 | Ortschaft Etroubles | Region Aostatal (I) | Km 33,69 | Wetter Unbeständig | Temp. + 19° C. |
Aufstieg 611 m | Höhe Max 2.473 m | % Max. 12 % | Tag 20 | Dauer 3:21 | Durchschn. 10,1 Km/Std. |
Da ich gestern sehr vorzeitig in dem Camping angekommen war, entschied ich mich als kleine Gegenleistung heute Morgen eine Stunde früher aufzustehen…! Um Punkt sechs Uhr sprang ich gemütlich von meinem kuscheligen Schlafsack heraus.
Mehr als je zuvor an diesem sonderlichen Morgen brauchte ich ein sättigendes Frühstück mit Landbrot sowie Sauerkirschmarmelade, exquisit! Als ich so weit war, verabschiedete ich mich von meinen Nachbarn aus Hamburg die seit gestern eine Radtour zum bekannten Mont Ventoux unternahmen…
Wir haben 8:30. Hallo Du adlige Königliche Hoheit! So früh und schon aufgeregt den letzten Teil des Großer Sankt Bernhard Paßes befahren zu dürfen! Ich fühle mich gut erholt, hochmotiviert und selbstverständlich überglücklich, es ist gerade 12° C. warm, mehr ist nicht drin…
Alles in Ordnung, auf geht’s Berg hoch! Es ist zu meinem Vorteil noch früh, die Straße ist augenblicklich nur wenig befahren, kaum LKWs sind unterwegs. Nur noch etwas sechs Kilometer bis zur Gabelung zwischen den Autobahntunnel und den legendären Touristenpaß.
Unmittelbar nach der Abzweigung hatte ich auf der Stelle Ruhe. Der Paß war zwar bis zu 12% ziemlich steil aber dafür bezaubernd, märchenhaft, malerisch ; einfach paradiesisch friedvoll!!!
Ich erreichte doch irgendwann mit großer Anstrengung voller Ehrgefühl die Spitze des Großer Sankt Bernhard Paßes bei 2.473 Höhenmeter ü. d. M….!
Damit bin ich an diesem heutigen Tag nicht weniger als eine legendäre Tour de France Etappe gefahren, auch wenn wohl etwas langsamer…! Ich habe mit meinem schweren Gefährt aller Gründe darauf Stolz zu sein…
Niederländische Automobilfahrer fotografierten mich an der Spitze, erkenntlich… Ich entschied mich doch nicht im Kloster bei den Mönchen zu übernachten. Sie machten vorgetäuscht ein gutes Geschäft damit, genau was ich nicht ausstehen kann…
Es konnte für mich nur günstiger sein den verträumten Berg Italienischer Seite bis zum nächsten Campingplatz herunterzufahren und genau das tat ich auch, ciao aus Étroubles, Italien!!!
Ich fand hier einen sehr angenehmen Zeltplatz in einem kleinen pittoresken Dorf und bin sehr gut aufgehoben, danke! Ich konnte ebenfalls endlich einen kleinen Supermarkt finden und obwohl die Auswahl sehr gering war, wußte ich meinen Fund richtig zu schätzen, der Kühlschrank ist nämlich ziemlich ausgeplündert…!
Datum 09.07.2013 | Ortschaft La Salle | Region Aostatal (I) | Km 47,45 | Wetter Bewölkt | Temp. + 25 ° C. |
Aufstieg 327 m | Höhe Max 1.282 m | % Max. 7 % | Tag 21 | Dauer 3:26 | Durchschn.
|
Ich schlief extrem tief letzte Nacht, der Campingplatz war ausgesprochen ruhig, es tat mir grenzenlos gut! Von 21:30 bis 7 Uhr heute Morgen war kein Mensch mehr zu Hause!!! Den Umständen entsprechend erwachte ich in der Früh blühend, knackig und kräftig…!
Es ist bekanntlich so daß den Körper sich holt was er braucht, Schlaf und Erholung, das A und O. Es geht auch sehr bald wieder los denn ich werde zunächst den Großen Sankt Bernhard Paß bis nach Aosta herunterfahren und anschließend den Kleinen Sankt Bernhard Paß hochfahren ; Ende der Ruhe vielleicht aber dafür ein Traum auf Erde, und das ist unbestreitbar stark untertrieben…
Es ging also erst nach Aosta weiter. Der sympathischer Zeltplatzwacht gab mir am Vortag einen Stadtplan, ich hatte mir vorgenommen in einer Radwerkstatt zu halten um meine Bremsbelege auswechseln zu lassen bevor weiter in die Berge hinein zu klettern…
Als ich die Straße fand wo sich die Werkstatt befinden sollte, hielt ich. Ich sprach irgendeinem Fußgänger an und stellte ihn die Fangfrage wo sich die von mir gesuchte Werkstatt befand… Er verstand mich, überlegte doppel und dreifach, entschlossen mir zur Hilfe kommen zu können…
Mein Gesprächspartner kam trotz ernsthafter Überlegung nicht weiter. Da ich mich augenblicklich in Italien befinde, sind die Menschen soweit das Auge reicht äußerst lebhaft! Deshalb hielt er jeden anderen Fußgänger an um eine Antwort auf meine Frage finden zu können…!
Irgendwann hatte sich auf dem schmalen Bürgersteig eine kleine temperamentvolle Mannschaft gegründet! "Da ist sie" rief einer an und drehte sich plötzlich um!!! Ich mußte übergangslos ordentlich lachen als ich selber merkte daß die von mir gesuchten Werkstatt sich etwa drei Meter weiter entfernt befand…!
Ich hatte mein langes Fahrzeug draußen an die Wand angelehnt, mein Mechaniker kam heraus. Wir konnten uns ziemlich gut auf Französisch verständigen, eine gute Sache die alles viel leichter macht!
Ich hielt für Sinnvoll zu erwähnen daß meinem Kölner Mechaniker mich vor der Abfahrt informierte daß ich die zwei Räder abmontieren müßte um die Bremsbelege auszutauschen. Die Reaktion meines Monteurs ließ keine Sekunde auf sich warten : "Willst Du den ganzen Tag hier bleiben oder was…?!"
Er brauchte nur ein paar Minuten am Straßenrand auf dem sehr dicht besetzten Bürgersteig um mich meine neuen Bremsbelege zu montieren. Dafür mußte ich nicht einmal meine Taschen abmontieren!
Zu guter Letzt ist meine Bremskraft erneut unübertrefflich, gut gemacht Junger, kann ich prima gebrauchen! Aosta ist mit 34.657 Einwohner lange keine Großstadt, ist aber ungefähr so laut wie eine Metropole wie Toronto!!!
Auch wenn Italiener äußerst liebevoll und hilfsbereit sind, entfalten sie auf Straßen eine richtige Gefahr. Ich frage mich sogar ob sie überhaupt Führerscheine besitzen… Aufgrund dessen muß ich ständig verschärft aufpassen ; sehen sie mich überhaupt…?
Sie scheinen gar keine Regelungen zu kennen und fahren nach dem Motto : wer zuerst kommt mahlt zuerst, eine Katastrophe in sich… Es ist leider keine Seltenheit wenn mich riesen LKWs mit erhöhten Geschwindigkeit nur einigen cm entfernt überholen, lebensbedrohlich…
Ich werde infolgedessen ungelogen erleichtert und beglückend sein bald Frankreich zu erreichen... Nach längerer Zeit konnte ich endlich ordentlich einkaufen, ich fand einen Lebensmittelladen der mich erst von außen eine große Freude bereitete!
Als ich hinein kam wurde nach und nach meine Vorfreude eingedämpft… Die Gänge waren so schmal daß jeder Kunde ständig den Bauch einziehen mußte um den anderen durchzulassen…! Als ich irgendwann mal die Fleischtheke erreichte, zog ich ein Ticket, ich hatte die Nummer E18…
Ich hatte im Blick und im Visier Brathähnchen, perfekt! Leider waren Kunden vor mir ausgerechnet Franzosen die mit Hände und Füße nach und nach den halben Supermarkt kauften. Der Vorgang dauerte mindestens 20 ewige Minuten…
Als ich endlich an die Reihe war, schlief ich mittlerweile fast im Stehen… Ach so, die E18 bitte! Mein Traum vom Hähnchen löste sich traurigerweise augenblicklich wie Rauch auf… Nur ganze Flattermänner konnten verkauft werden die sowieso noch nicht so weit waren…
Ich mußte mich demgemäß mit irgendetwas sowohl kaltes als auch unappetitliches begnügen. Ohne Kühlschrank, keine Reserven… Viel später erreichte ich nach längerem Warten die begehrte Kasse, weder mit Zufriedenheit noch mit Begeisterung, essen muß ich doch…
Ich verließ doch glücklicherweise diesen Saftladen und fuhr ein Stück weiter. Ich fand einen zwar sehr dreckigen aber schönen Park und hielt an, ich hatte mittlerweile einen richtigen Bärenhunger…!
Die Gemeindenamen hier im Aostatal sind Französisch. Während des Faschismus wurden sie italienisiert und nach dem zweiten Weltkrieg wieder wie früher hergestellt. Anders als in Südtirol wurden die Übersetzungen bis auf die Hauptstadt Aosta abgeschafft.
Jetzt geht’s los, und zwar bis nach La Salle was keine einfache Sache war… So lange ich mich noch in Italien befinde besteht bedauerlicherweise ständig erhöhte Gefahr auf Straßen! Dank meiner langjährigen Erfahrung, kam ich doch heil im heutigen Camping an, jedoch keine einfache Angelegenheit…
Bei der Ankunft, wurde an der Rezeption ausschließlich Italienisch gesprochen, irgendwie seltsam für einen Camping… Naja, ich konnte mich doch mit meiner sehr begrenzten Kenntnisse in Italienisch verständlich machen, es freute meine Gesprächspartnerin sehr!
Die Nacht kostete mir stolze €15,- ! Nicht einmal in der teuren Schweiz wurde ich mit so einem Apothekentarif konfrontiert! Die immerhin sehr nette Frau gab mir zum Verstehen daß sie mir hiermit einen Sonderpreis gegönnt hatte, ich müßte nach Plan nur € 25,-bezahlen…!
Ich träume wohl, kneift mich! Oder meinte sie vielleicht Lira und doch keine Euros…? Wer weiß…! Es kann doch garnicht sein daß eine Übernachtung mit dem Fahrrad auf einem Zeltplatz so ein Vermögen kostet…!
Datum 10.07.2013 | Ortschaft La Rosière | Region Rhône-Alpes | Km 38,43 | Wetter Gewitter | Temp. + 8° C. |
Aufstieg 922 m | Höhe Max 2.188 m | % Max. 9 % | Tag 22 | Dauer 4:18 | Durchschn. 8,94 Km/Std. |
Ich war schon selbstverständlich sehr konzentriert, organisiert aber auch sehr angespannt. So ein Paß zu befahren ist keineswegs zu unterschätzen. Die Berge haben ihren typischen eigenen Charakter und wir Menschen sind völlig machtlos diese Temperamentschwankungen gegenüber…
Eine Seelenregung begleitete mich jedoch auf einem glücklichen Weg… Tja, endlich bald durfte ich von meinen Straßenfeinden Abschied nehmen, nämlich von diesen sowohl stinkenden als auch geräuschvollen Benzinkutschen die zum größten Teil über den Mont-Blanc-Tunnel nach Frankreich umgeleitet werden, hervorragend!
Aber erst ging ich im Dorf einkaufen und traf dort einen Schweizer aus dem Kanton Wallis. Nach einer kleinen Unterhaltung, gestand er mir zu meinem Bedauern daß es in diesem Geschäft wo ich hin wollte nichts Frisches gäbe, ich müßte dafür nach kleinen einzelnen Händlern in der Gemeinde suchen…
Da ich schon da war und mein Fahrrad angekettet hatte, trat ich doch ein. Auf dem ersten Blick hatte meinen Schweizer Gesprächspartner Recht, ich fand tatsächlich nichts Frisches, es sah eher so wie eine Drogerie aus…
Ein Mitarbeiter des Supermarkts lief mir über den Weg, ich nutzte die Gelegenheit ihn zu fragen ob sie nichts Frisches hätten, wenigstens Obst…? So einfach kann es auch gehen, er zeigte mir eine gut versteckte Rolltreppe nach unten ; ich entdeckte dort einen mittelgroßen Paradies, überall warteten auf mich Salate, Früchte, Fleisch und und und…!
An jener Stelle konnte ich alles kaufen was ich mir anfänglich gewünscht hatte und noch viel mehr, ich war dann spätestens jetzt Fahrbereit für den langen Aufstieg des Kleinen Sankt Bernhards…
Jetzt geht’s los! So eine Problematik wie für die Besteigung des Großen Sankt Bernhard Paßes dürfte ich nun nicht begegnen, ich bin dieses Mal wohl gut gewappnet…! Ich traf als ich den Laden verließ zwei Franzosen die einem Nummernschild aus meiner Geburtsgegend in Frankreich hatten… Irgendwie für mich wirkt es immer nostalgisch… Wir unterhielten uns ein Wenig, ich bin schließlich nicht auf der Flucht…!
Letzten Endes fing ich an den berühmten Paß hinaufzufahren und erreichte Pré-Saint-Didier. Ab dort fand ich eine ruhige landschaftlich idyllische Bergstraße wo sich kaum noch Kraftverkehr befand, endlich…!
Als ich am Straßenrand kurz eine Pause einlegte, einen Rennradfahrer der mich gerade überholt hatte kehrte plötzlich bis zu mir zurück… Er sprach mich direkt auf Deutsch an und informierte mich daß er mit seinen 88 Jahren den ältesten Radfahrer war von dem ganzen Aostatal! Ich beglückwünschte ihn natürlich, er seinerseits wünschte mir alles Gute sowie weiterhin eine gute Reise…
Der Paß war nicht so besonders steil. Bei ca. 1.600 Höhenmeter legte ich eine Pause ein und traf dort Franzosen aus dem Département Ardèche die mit dem Campingcar unterwegs waren. Wir kamen ins Gespräch und tranken einen gemütlichen Kaffee zusammen. Danke, es tat richtig gut!
Mein Vorhaben war eigentlich irgendwo auf dem Berg und vor der Spitze mein Zelt aufzuschlagen, es ging aber leider nicht… Ich fand einfach keine Möglichkeit. Die vereinzelten Landhäuser die ich entdeckte waren entweder verlassen, in Trümmern oder nicht bewohnt und richtig wild zelten gab mir kein gutes Gefühl. Ich fuhr also zwangsweise weiter…
Öfters und je höher ich fuhr wurde ich richtig angefeuert, besonders von Franzosen die angenehmerweise das Radsport in den Adern tragen… Eine Horde von Motorradfahrer aus dem Süden Frankreichs heizte mich so dermaßen an, ich vergas augenblicklich meine Schmerzen und hätte bis zur Spitze trotz des hohen Gewichts fliegen können!
Etwas später fing es an leicht zu regnen, allerdings nichts Schlimmes… Ich zog einfach meine Regenjacke an und weiter ging’s! Als ich bei 2.188 Höhenmetern die Spitze erreichte, platzte urplötzlich ein schweres Gewitter…
Glück in Unglück befand sich weniger Meter von mir einen Souvenirladen wo ich mich unterbringen konnte, es hatte unter diesen Umständen gar keinen Sinn meine Fahrt fortzusetzen, die Straßen waren innerhalb Sekunden völlig überflutet, der Himmel wurde auseinander zerrissen, die Götter donnerten, durchboxten sich mit Wut und Gewalt – Das wahre Gesicht der nicht zu unterschätzenden hohen empfindlichen Bergen…
Die Temperaturen sanken ebenfalls auf der Stelle von + 40° C. auf + 8° C….! Als den schweren Sturm sich etwas beruhigte, wagte ich einem Schritt nach draußen zu meinem Fahrrad um meine Winterausrüstung zu holen, mir war durch die plötzliche knallharte Temperaturschwankung irrsinnig hundekalt…
Es war mittlerweile ziemlich spät geworden und weiterhin hatte ich nicht den leisesten Schimmer wo ich die nächste Nacht verbringen könnte… Nach Rücksprache mit der netten Italienerin vom Souvenirladen hätte ich hinter ihrem Geschäft mein Zelt aufschlagen können, die Fläche wäre gemeinnützig und aber den Umständen entsprechend sehr kalt und überschwemmt…
Es nutzte nichts, ich bedankte mich recht herzlich für die Unterkunft und winterlich angezogen von Kopf bis Fuß, biß ich meine Zähne zusammen und setzte meine mittlerweile ungemütliche und herausfordernde Fahrt fort…
An den Seiten lag überall viel Schnee, es war trotz der ungünstigen Wetterlage eine fantasievolle Realität wodurch ich mich zum bewegen wagte… Ich fuhr extrem vorsichtig herunter, sehr langsam und in der Mitte der engen Straße bis ich das Skidorf La Rosière in dem Département Savoie bei 1.850 Höhenmeter erreichte…
Die Gemeinde sah wie verlassen aus, keine Menschenseele weit und breit… Allein die grauen kalten und bedrohlichen Regenwolken zeigten ihre unglückliche Anwesenheit… Ich sah bei der Durchfahrt eine Werbung an einer Pension angebracht wo stand daß Radfahrer herzlich willkommen waren. Ich hielt an.
An der Rezeption angekommen ; übermüdet und durchnäßt, erkundigte ich mich bei dem Empfangschef über seine Preisen, ohne mich jedoch jegliche Hoffnung zu machen, ich war trotz allem nicht bereit über ca. € 40,- zu zahlen, im Höchstfall.
Mein Gesprächspartner war meine Rettung und eigentlich alles was ich mir augenblicklich nur wünschen konnte! Ich bekam ein Zimmer für € 35,- die Nacht, damit war ich überglücklich! Nun hatte ich ein weiteres Anliegen zu regeln… Gab es eine Möglichkeit mein eigenes Essen zuzubereiten…?
Wir funkten auf der gleichen Wellenlänger, ich wurde verstanden! Der Empfangschef gab mir für den selben Preis ein Zimmer mit Balkon wo ich auf meinem Gaskocher mein halbes Hähnchen heute Abend braten könnte, vorausgesetzt natürlich daß ich die Pension nicht in Brand steckte… Das kriege ich hin, wird schon schief gehen…!
Gerade in so eine Situation gestaltete ich mir einen urgemütlichen Abend und wußte wirklich was ich hatte. Mir war nach dem äußerst anstrengenden Tag warm genug, es regnete nicht mehr und verhungern würde ich auch nicht. Mehr brauche ich nicht.
Da ich zu müde war, ging ich hinterher direkt ins Bettchen ohne meinen täglichen Reisebericht zu schreiben, es wird wohl Morgen früh warten können – müssen… Ich setzte daher heute Morgen meine Arbeit fort ; nach dem wohltuenden Frühstück - frisch, fröhlich und erholt… Das Gewitter ist vorbei, die Sonne scheint in La Rosière bei 1.850 Höhenmeter…!
Datum 11.07.2013 | Ortschaft Val d'Isère | Region Rhône-Alpes | Km 35,38 | Wetter Sonnig | Temp. + 25° C. |
Aufstieg 605 m | Höhe Max 1.871 m | % Max. 12 % | Tag 23 | Dauer 3:24 | Durchschn. 10,4 Km/Std. |
Es war eine sowohl geniale als auch ausgeklüngelte Entscheidung in dieser Pension zu halten! Ich vermisse jedoch seitdem meine sommerlichen Handschuhe… Ich frage mich ob ich sie nicht gestern irgendwo liegenlassen habe als ich mich plötzlich im Schnee und beim Regenwetter am Straßenrand winterlich umziehen wollte…
Naja, ich stand heute Morgen gemütlich um 7:30 auf. Erst schrieb ich mein Tagebuch für die Ereignisse des Vortages, kritzelte einige Ansichtskarten. Wie jeden Morgen folgte anschließend ein leckeres kräftiges und aufbauendes Frühstück…!
Es war schließlich wieder an der Zeit meine Traumhafte Entdeckungsreise durch die französischen Alpen fortzusetzen… Ich fuhr weiter bis nach Val-d’Isère bei 1.850 Höhenmeter wo ich mich heute Abend befinde.
Gut daß ich auf den Rat des Empfangschefs hörte bevor ich die Pension verließ, dadurch fuhr ich nicht den ganzen Berg herunter wie ich es rein theoretisch geplant hatte, sondern nur bis zu einer bestimmten Höhe wo ich anschließend auf meiner Strecke nach Val-d’Isère zurückkam, dadurch sparte ich mir einigen wertvollen Höhenmeter Steigung.
Ob ich es Morgen schaffen werde kann ich unmöglich jetzt sagen, ich werde es jedenfalls versuchen. Damit ich alle Chancen auf meiner Seite habe plane ich um 6:30 aufzustehen anstatt von 7 Uhr… Es soll weniger Gewitter für Morgen geben, Gott Sei Dank, kann ich schon garnicht gebrauchen…!
Datum 12.07.2013 | Ortschaft Bessans | Région Rhône-Alpes | Km 36,12 | Wetter Sonnig | Temp. + 20° C. |
Aufstieg 616 m | Höhe Max 2.770 m | % Max. 12 % | Tag 24 | Dauer 3:38 | Durchschn. 9,93 Km/Std. |
Es geht mühsam, langsam aber auch sicher weiter vorwärts nach oben, nach ganz oben!!! Wie gestern schon geplant, um Punkt 6:30 klingelte an diesem besonderen Morgen meinen Wecker, auf geht’s, raus aus den Federn…! Iseran, traumhafte und geheimnisvolle Landschaft Europas, ich komme zu Dir, mit dem Fahrrad!
Und somit sicherte ich mir alle Gelegenheiten auf meiner Seite… Ich kehrte erst einige Hunderte von Metern nach Val-d’Isère zurück wo ich sicherheitshalbe ordentlich einkaufen ging. Direkt danach, bei einem besonders paradiesischen sonnigen Tag, setzte ich meine Auffahrt fort…
Schön gemütlich und gleichmäßig, versuchte ich den Umständen entsprechend meine Kraft auf den gesamten Tag zu verteilen. Ich legte meine erste Pause ein, eine komfortable Bank wartete auf mich! Meine Anwesenheit weckte das Interesse eines Autofahrers aus Toulouse. Er kam zu mir, wir unterhielten uns wohlig und entspannt während ich mich erneut ernährte…
Es sind solche unvorhergesehenen Augenblicke die eine Unterhaltung mit Menschen ermöglichen die man sonst nie oder niemals hätten treffen können ; diese bereichern auf jedem Fall eine Unternehmung dieser Art und Größenordnung und fördern die Kommunikation paralleler Welten…
Bevor ich meinen Aufstieg fortsetzte, kremte ich mich mit einem Sonnenschutz ein, die Gesundheit geht vor und die intensiv strahlende Sonne ist derzeit keineswegs zu unterschätzen, besonders nicht wenn den Schnee ebenfalls dabei ist ; da ist die Brandgefahr umso größer, wahrscheinlicher und bedrohlicher…
Ein Leben wie Gott in Frankreich (Niederländer)...!
Ein Italiener war sogar maßlos begeistert und hingerissen als er in meiner Höhe ankam, er bezeichnete meine erbrachte Leistung als sensationell! Etwa 300 Höhenmeter vor der Spitze, feuerten mich dieses Mal südfranzösischer Autofahrer an, wir lachten augenblicklich gemeinsam, schön…!
Ich fuhr noch weiter und immer höher und bekam irgendwann bei so einem Kraftaufwand Hunger! Ich hielt ca. 120 Höhenmeter vor der Spitze und versteckte mich vor dem mittlerweile starken kalten Wind hinter einem kolossalen Fels. So konnte ich doch am halben Weg eine doch einigermaßen behagliche Mittagspause genießen…
Es war kalt, ich zog meine Winterjacke an. Nachdem ich erneut vollgetankt hatte, eroberte ich die wohlverdiente Spitze des höchsten Paßes Europas an, den Iseran! Ich feuerte mich dann selber an und jubelte freudestrahlend, euphorisch und von Glück erfüllt!!! Was anderen vielleicht von mir dachten…? Ehrlich…? Es ging mir auf gut Deutsch am Arsch vorbei!!!
Stolz, Ehre, Respekt, Anerkennung, Leid, Glück, Würde, Selbstachtung, Selbstwertgefühl, Siegesgewißheit, Selbstverliebtheit, Hochachtung, Prestige, Profil, Auszeichnung, Bewunderung, Pietät, Wertschätzung, Hervorhebung, Lob, Justifikation, Qual, Schmerz, Weh – Mein Gefühl ganz oben, gemischt, vielfältig, zusammengewürfelt und auch bunt…!
Ich bin demzufolge heute an die Spitze des höchstes Paßes Europas angelangt und erreichte eine höher über 2.770 Meter, nicht weniger als den berühmten Iseranpaß… Ich legte selbstverständlich erneut eine Pause ein und kaufte mir dort einige Ansichtskarten, ich war schließlich hier!!!
Ich hatte eigentlich gedacht daß den höchsten Paß Europas La Bonette wäre… Als ich den dortigen Souvenirladen betrat, stand überall auf Ansichtskarten daß den Iseranpaß mit seinen 2.770 Höhenmeter den höchsten Paß Europas wäre… Die Sache mußte geklärt werden!
Ich sprach aus reiner Neugier und keineswegs bösartig oder mit irgendwelchen Hintergedanken die Verkäuferin an und äußerte mich über meine Überlegung, welcher Paß ist also am höchsten und warum steht es auf ihrer Karten wenn den Bonettepaß noch etwas höher wäre…?
Gleich und ohne Vorwarnung wurde ich mit sofortiger Wirkung in die Wüste geschickt!!! Sie hatte scheinbar den Iseran gekauft, wieso eine derartige Reaktion…? "Für Ihre allgemeine Bildung, informiere ich Sie daß den Bonettepaß mit seinen 2.715 Höhenmeter nicht so hoch ist wie den Iseran mit seinen 2.770 Höhenmeter. Die Schleife des Bonettepaßes führt zwar bis zu einer Höhe über 2.860 Meter, bleibt und ist eine Schleife und keinen Paß…"
Nachdem ich erst gut zugehört hatte, versicherte ich sie daß meine Äußerung keineswegs eine Provokation oder sogar einen Angriff war, ich dachte wirklich daß es so wäre und wollte sie nicht im Geringsten froissieren…!
Im Anschluß an meine Gegenbemerkung, brachte meine Kontrahentin folgende Äußerung zum Ausdruck : "Ach, mit so einem Akzent, kommen Sie bestimmt von der Kochkäsegegend!!!" Fast richtig, ich bin gebürtig aus Südburgund und den Kochkäse kommt aus Franche-Comté, eine Region im Osten Frankreichs…
Als ich in Bessans ankam, fand ich überraschenderweise einen sehr netten Zeltplatz auf dem Land. Ich bin hier auf jeden Fall sehr gut aufgehoben. Ein Hund und eine Katze kommen mal und wieder vorbei schauen wie es mir geht… Ich spendete irrtümlich ein Stück Kuchen, und habe jetzt den Hund ständig am Hals, er bewegt sich konsequent nicht mehr von der Fläche… - Blöd von mir aber egal…! -
Den Umständen entsprechend, um überhaupt in aller Ruhe essen zu können, mußte ich mich im Zelt einsperren, es war zwar nicht so sonderlich behaglich aber leider notwendig…
Nach dem erholsamen wohltuenden und gemütlichen Abendessen, schrieb ich wie gewöhnlich und geplant meine Eltern eine Kurznachricht, ich gab meine heutige Position ein. Wir hatten vor uns in der Gegend zu treffen und stellten folglich fest daß wir augenblicklich ca. 10 Kilometer voneinander entfernt zelteten…!
Echt schade aber so ist es… Ich komme Morgen früh in dem nächsten Camping vorbei und wir werden höchstwahrscheinlich abends eine schöne Zeit zusammen verbringen können, was für eine Freude!
In der Sanitäranlage eines Campingplatzes gesehen...
Eltern sind wertvoll und unersetzlich, sie sind das Teuerste was wir überhaupt im Leben haben. Wir sollen sie immer schützen, lieben, ehren und helfen so wie sie es damals, als wir Kinder waren auch getan haben und es heutzutage immer noch tun… Sie haben jeden von uns großgezogen und zu dem gemacht was wir heute sind… - Danke! -
Ich liebe meine Eltern und werde es immer tun! Also bis Morgen früh auf dem nächsten Zeltplatz, ich freue mich unbeschreiblich darauf euch endlich mal wieder zu sehen…!
Datum 13.07.2013 | Ortschaft Aussois | Région Rhône-Alpes | Km 35 Km | Wetter Gegendwind | Temp. + 30° C. |
Aufstieg 361 m | Höhe Max 1.751 m | % Max. 10 % | Tag 25 | Dauer 2:43 | Durchschn. 12,9 Km/Std. |
Beim aufstehen waren die Temperaturen an diesem sommerlichen Morgen äußerst tief und lagen in der Nacht bei + 3° C. ; mehr was nicht drin! Ich mußte mich den Umständen entsprechend ungelogen beeilen um mich möglichst etwas aufzuwärmen…
Dabei war es eigentlich doppelt so schwer weil eine absolut putzige und reizvolle Babykatze ständig rund um mich mit allem was sie überhaupt gerade fand spielte! Sie war zwar so was von schnuckelig aber trotzdem, ich wollte doch gerne schnellstens losfahren um meinen lieben Eltern endlich wiedersehen zu können…
Als ich so weit war, fuhr ich etwa 12 Kilometer Bergauf und hielt noch kurz vor dem Camping wo sich meine Eltern befanden in einer Bäckerei und kaufte einigen Leckereien fürs zweite Frühstück… Als ich mich den Zeltplatz annäherte, sah ich schon meine Eltern, sie warteten geduldig auf mich am Straßenrand!
Was für eine großartige Freude des Wiedersehens!!! Meine Mutter machte mir einen Kaffee, wir frühstückten dabei die von mir gebrachten Süßteilchen und unterhielten uns etwa. Nach diesem ersten Treff, verabredeten wir uns in Aussois, nicht so weit von hier entfernt aber dafür sehr bergisch…
Als ich dort, sehr wohl nicht mühelos ankam, saßen meine Eltern gemütlich an einem massiven Holztisch. Die Gelegenheit war perfekt, ich hatte selbstverständlich wieder Hunger in dieser sehr hügeligen Region Frankreichs…!
Nachdem auch ich gesättigt war, fuhren wir gemeinsam in dem Camping wo wir die nächste Nacht gemeinsam verbringen wollten. Wir genossen die Freude des Wiedersehens vor einem guten kühlen Glas Bier in der Dorfmitte, wir saßen sogar an einem Tisch auf Stühlen, für mich schon irgendwie Luxus…!
Meine Mutter kochte uns abends wie gewöhnlich und das obwohl wir nur eine sehr eingeschränkte Küche zur Verfügung hatten ein traumhaftes Gourmetbankett mit allem drum und dran, eine wahre Köst-lich-keit!!!
Anschließend unterhielt ich mich ernsthaft mit meinem Vater über den weiteren Verlauf meiner Reise. Falls ich einerseits den Galibierpaß wie ursprünglich geplant befuhr, konnte ich aus Zeitgründen unmöglich bis zu meinen Eltern nach Südburgund fahren und müßte dementsprechend abgeholt werden…
Die zweite Möglichkeit war daß ich mich ab sofort auf der Rückfahrt machte und so waren Abholaktionen für meine Eltern vom Tisch. Es hätte sonst für meinen Vater einige Hunderte von Kilometern Hin und zurück im hohen Gebirge gekostet, eine authentische Überlegung…
Ich entschied mich dafür meiner abenteuerlichen Expedition ein Ende zu setzen und mich ab sofort in Richtung Ziellinie zu bewegen. Ich bin zu guter Letzt bereit den höchsten Paß Europas befahren sowie zwei weitere Tour de France Legenden… Ich werde auf diese Weise meine Reise bis zum Endziel komplett mit dem Fahrrad zu Ende bringen können, wie von Haus aus geplant…
Datum 14.07.2025 | Ortschaft St-Rémy | Région Rhône-Alpes | Km 57,46 | Wetter Gegendwind | Temp. + 35 ° C. |
Aufstieg 130 m | Höhe Max 1.483 m | % Max. 8 % | Tag 26 | Dauer 3:28 | Durchschn. 16,6 Km/Std. |
Es ist verständlich immer etwas traurig wenn ich weiß daß wir uns wieder mal verabschieden müssen, auch wenn für nur etwa eine Woche…! Wir frühstückten noch morgens gemeinsam in dem Vorzelt und als alles erneut eingepackt war, setzte ich meine wundervolle Traumreise in Richtung Endziel fort, es ist noch alles nicht vorbei…
Es dauerte den ganzen Tag bis ich mich erneut eingearbeitet hatte, ich bin aber heute Abend wieder der Alter…! Ich fand hier einen sehr netten Campingplatz. Ich mußte allerdings tagsüber regelmäßig gegen einem starken Gegenwind kämpfen, als ob ich nicht schon genug zu transportieren hätte…!
Da ich mittlerweile von meiner einst sorgfältig vorgezeichneten Strecke abgewichen war, studierte ich abends genauer wie die Route der folgenden Tage aussehen sollte… Keine Probleme in Sicht, ich bin sogar, daß man es glaubt oder nicht, langsam aber sicher froh darüber bald anzukommen…!
Meine diesjährige Abenteuerexpedition ist zwar am heutigen Tag noch nicht ganz zu Ende, ich kann mich aber dennoch schon jetzt so ausdrücken daß ich extrem viel erlebt haben werde…
Datum 15.07.2013 | Ortschaft Châtelard | Region Rhône-Alpes | Km 59,31 | Wetter Sonnig | Temp. + 41° C. |
Aufstieg 681 m | Höhe Max 947 m | % Max. 10 % | Tag 27 | Dauer 4:26 | Durchschn. 13,4 Km/Std. |
Heute war garantiert kein einfacher Tag obwohl eigentlich alles so lief wie ich es mir nur wünschte…! Ich verließ erst den schönen ruhigen Zeltplatz wo ich mich befand und fuhr gemütlich weiter. Ich genoß gleichzeitig die idyllische Landschaft der mich umrundete… Ich wechselte doch anschließend irgendwann für die Hauptverkehrsstraße um etwas Gas geben zu können…
Wie gewöhnlich ging ich irgendwann einkaufen und erlaubte mir, ebenfalls wie tagtäglich eine köstliche Pause! Als ich später in Saint-Pierre-d’Albigny ankam, fingen mit dem Frênepaß, bei 947 Höhenmetern die Schwierigkeiten an…
Dieser war zugegebenermaßen bewundernswert, jedoch gleichzeitig eisenhart mit regelmäßigen Steigungen über 10%, außer acht lassen darf man selbstverständlich weder das beladene Fahrrad noch den gut gefüllten Anhänger… Den Umständen entsprechend mußte ich alle paar Meter anhalten um Luft & Kraft zu holen…!
Es war ca. 150 Höhenmetern vor der Spitze Zeit für eine wohlverdiente Mittagspause. Es tat richtig gut denn diesen unbekannten aber heftigen Berg nach dem hohen Gebirge machte mich zu schaffen, ich füllte meine Beine nicht mehr… Dadurch sammelte ich doch irgendwie Kraft und fuhr einfach mechanisch weiter…
- Beharrlichkeit - ist alles! Augen zu, obwohl nicht ganz und durch bis zur hochverdienten Spitze des beinharten Berges! Der Schmerz war provisorisch vorbei, ich setzte anschließend meine Fahrt Berg ab fort, irgendwie deutlich angenehmer…!
Bis hierhin mußte ich wohl aber erneut aufwärts fahren, jedoch nichts zu vergleichen mit meinem vorigen Anstieg… - Ich bin fix und fertig, ausgepumpt, erledigt… Laut Einheimischen gab es hier in dem Gebirgsmassiv der Bauges keine Campingplätze, die Region sei mit Touristen noch nicht so weit… Umso größer war meine Freude diesen erstklassigen Zeltplatz zu entdecken…!
Meine maximale Ermüdung an diesem Tag hatte jedoch nicht zu Letzt mit den heutigen knallharten Temperaturen zu tun die bis zu + 41° C. heiß waren… Ich genieße gerade ein wenig Ruhe im Zelt und schreibe eben meinen täglichen Reisebericht…
Große Übel erfordern starke Mittel! Deswegen erst ein kräftiges reichliches aufrüstendes Abendessen und ab ins Bettchen…! Morgen früh, aufs Neue mit einem nährhaften kräftigen Frühstück! Frisch und sowieso fröhlich werde ich meine Fahrt problemlos fortsetzen können…
Laut Wetterbericht könnten Gewitter Mitte der kommenden Woche an der Tagesordnung sein… Bis dahin, denke ich nicht weiter und genieße einfach die strahlende Sonne sowie die tropische Hitze…
Datum 16.07.2013 | Ortschaft Ruffieux | Region Rhône-Alpes | Km 46,35 | Wetter Sonnig | Temp. + 41° C. |
Aufstieg 424 m | Höhe Max 751 m | % Max. 12 % | Tag 28 | Dauer 3:26 | Durchschn. 13,5 Km/Std. |
Ich befand mich letzte Nacht in einem waschechten Traumcamping! Eine Seelenruhe sorgte dafür daß ich mich für den heutigen Tag richtig erholen konnte, ich hatte es auch bitter nötig… Ich verabschiedete mich noch von meinem sympathischen Nachbarn und fuhr weiterhin sozusagen über alle Berge…!
Und schon wieder heute Abend bin ich sehr erschöpft, ich weiß ja wohl was ich dafür getan habe…! Ich spüre langsam deutlich die dauernde Müdigkeit der letzten zwei Woche während meiner Alpendurchfahrt bis zu den höchsten Gipfeln, solche Berge sind unzweifelhaft nicht zu unterschätzen…
Lawine - Strömende Lava
Der heutige Zeltplatz ist zwar lärmerfüllt und sehr kostspielig, ich bin dennoch in meiner kleinen grünen Ecke einwandfrei aufgehoben, ich weiß es jeden Tag zu schätzen ; allerdings, je ruhiger um so besser. Mein Gefühl sagt mir daß ich an diesem Abend Lautlosigkeit & Entspannung vergessen kann, leider…
Ich werde Morgen die Grenze zum nächsten Departement Ain überschreiten, Berge sind dann wohl weiterhin dabei, allerdings weder so hoch noch so steil… Dann wird etwas Flachland folgen aber nicht bis zum Schluß denn die Strecke bis zum Hotel Mama wird noch alles andere als einfach sein…!
Wenn ich mit Rückblick daran denke wie ich 2011, auch mit dem Fahrrad unterwegs gewesen, im Harz in Deutschland empfangen worden war… Dort hatte ich insbesondere zwischen Clausthal-Zellerfeld und Schierke mit Sozialfällen des höchsten Maßes zu tun, mit Menschen die faktisch sowohl unmenschlich als auch verachtend waren… - Ich bin erholt, es tut gut… -
Datum 17.07.2013 | Ortschaft Saint-Nizier | Region Rhône-Alpes | Km 88,37 | Wetter Bewölkt | Temp. + 37 ° C. |
Aufstieg 465 m
| Höhe Max
| % Max. 6 % | Tag 29 | Dauer 5:29 | Durchschn. 16,1 Km/Std. |
Benutzen Sie Ihre Hupe!
Der Campingbetreiber war sowohl ausgesprochen sympathisch als auch sehr hilfsbereit. Trotzdem war ich unheimlich glücklich und erleichtert diesen Ort zu verlassen…! Manchen Menschen waren dort nach Feiern orientiert, sehr laut, rücksichtlos und vulgär…
Und wieder einmal wurde ich dazu gezwungen meine sehr geschätzten Ohrstöpseln zu benutzen wenn ich in dieser Nacht die Augen zudrücken wollte, Dankeschön an all diejenigen die nur an sich denken, Rücksichtlosigkeit schein heutzutage leider eine Banalität geworden zu sein…
Nur einigen Kilometer von diesem Campingplatz entfernt fuhr ich am nächsten Tag über eine Brücke ; dadurch bewegte ich mich von dem Departement Savoie (73) in dem nächsten namens Ain (01), allerdings immer noch und weiterhin in der Region Rhône-Alpes.
Ich folgte die Empfehlungen des Zeltplatzbetreibers und nutzte die nicht so stark befahrene Hauptverkehrsstraße. Ich muß allgemeinerweise an dieser Stelle das Fahrverhalten der meisten Franzosen loben denn sie lassen in der Regel beim überholen einen ordentlichen Abstand und benutzen deren Blinker, ausgezeichnet! Deutsche Autofahrer könnten sich eine Scheibe davon abschneiden…
An zwei Stellen jedoch schienen französischen Wagenlenker keinerlei Führerschein zu besitzen oder zumindest die Verkehrsregeln nicht besonders zu beherrschen…
Der eine Benzinkutschenfahrer kam plötzlich von der gegenseitigen Fahrtrichtung und überholte überraschend und ohne jegliche Vorwarnung einen anderen Kraftwagen ohne überhaupt auf dem kommenden Gegenverkehr zu achten!!! In dieser Notlage eingewickelt, hupte ich ihn unüberhörbar um ihn vielleicht doch zur Vernunft zu bringen, es bestand augenblicklich eine erhöhte tödliche Unfallgefahr.
Der andere, auch Automobilist überholte mich Mitte in einer Kleinstadt, völlig ohne Blinker und versuchte ohne Vorwarnung und ruckartig nach rechts abzubiegen! Ich wurde gezwungen auf der Stelle mit aller Kraft zu bremsen um einen Unfall zu verhindern. Der gefährliche KFZ-Fahrer hielt plötzlich Mitte auf der Kreuzung an und wußte scheinbar nicht mehr weiter. Ich wartete geduldig daß er endlich eine Entscheidung traf, einen LKW-Chauffeur auf der anderen Seite war ebenso wie ich blockiert und mußte sich ebenfalls zwanghaft gedulden…
Ich fand später nirgendwo einen Zeltplatz und wendete aufs Neue meine gewöhnliche Handhabung an. Ich hielt am Straßenrand und erkundigte mich bei den Einheimischen! Mein sympathischer Gesprächspartner nahm sein Telefon und rief plötzlich nacheinander die Auskunft an und den Zeltplatz, ich wurde mittlerweile erwartet…!
Meine Expedition 2013 durch die Alpen geht sehr bald schon zu Ende und dieser Zeltplatz ist der letzter für dieses Jahr, ein irgendwie komisches Gefühl nach so vielen Erlebnissen und Abenteuer… Ich bin hier extrem gut aufgehoben in einer ruhigen friedlichen Landschaft…
Ich rief an diesem Abend meine Tante und meinen Onkel aus Crêches-sur-Saône an um zu erfahren ob sie am nächsten Tag zu Hause wären…? Geplant war meinerseits vorbeizufahren und dort zu übernachten. Auf diesem Weg hätten wir genügend Zeit um uns in aller Ruhe zu unterhalten, wir sehen uns ja nur selten…
Jawohl, es läuft alles wie geschmiert! Ich werde also Morgen nach Crêches-sur-Saône fahren, meine vorletzte Etape bevor mich am folgenden Tag in Richtung Saint-Vallier zu bewegen, Burgund, da wo ich großgeworden bin…
Alles geht irgendwann zu Ende und obwohl ich die Ziellinie noch nicht überschritten habe, ich kann trotzdem schon verkünden daß meine Expedition 2013 eine Verwandlung in einer Fantasievorstellung der realen Welt war. Es war unfaßbar bewundernswert, fesselnd, wohltuend und malerisch… Möglicherweise sogar eine der wundervollsten Abenteuerreisen der ich bis heute je unternommen habe…
Datum 18.07.2013 | Ortschaft Crêches/S/Saône | Region Burgund | Km 47,06 | Wetter Unbeständig | Temp. + 27° C. |
Aufstieg 154 m | Höhe Max 290 m | % Max. 5 % | Tag 30 | Dauer 2:45 | Durchschn. 17,1 Km/Std. |
Ich schlief einfach göttlich auf diesem sehr ruhigen Campingplatz wo Menschen sowohl friedlich als auch liebenswürdig waren! An diesem Morgen, und selbstverständlich aufgrund der am Vortag vielen gefahrenen Kilometer, entschied ich mich etwas später aufzustehen, das habe ich mir aber gewiß verdient…! Ich stellte meinen Wecker für 7:15 anstatt von 7 Uhr.
Ausgerechnet als ich mein gemütliches Bettchen verlassen wollte, fing es selbstverständlich an zu regnen, ist schon klar… Und warum gerade jetzt ? Es hatte gestern Abend die Möglichkeit und die ganze Nacht ebenfalls… Nein, haben sich die Götter gegen mich verschworen…?
Ohne auf dem Regen Acht zu geben, frühstückte ich erst wie üblich gemütlich in meinem Vorzelt und zog anschließend zwangsweise meine komplette Regenausrüstung an… Ich baute für meinen letzten Campingtag alles unter Regen ab, was für ein Vergnügen…
Ich fuhr bis zur Rezeption vor und da die Sperre zu war, mußte ich absteigen und meine Anwesenheit ankündigen. Ich wurde zu einem vorzüglichen Kaffee eingeladen. So deliziös daß ich etwa 20 Kilometer lang den wohltuenden Geschmack im Mund behielt… - Vielen lieben Dank! -
Steine und Schnee
Ich erreichte nachmittags Crêches/S/Saône wo ich feierlich von meiner Tante, bzw. von meinem Onkel empfangen wurde, was für eine riesen Freude sich wieder zu treffen!!! Wir sehen uns aufgrund der vielen Kilometer die uns trennen nur selten, und möglicherweise umso größer ist die Fröhlichkeit des Wiedersehens…!
Wir verbrachten zusammen einen urgemütlichen Abend wo ich vor allem unheimlich viel zu erzählen hatte! Eine gute erholsame Nacht und ein kräftiges Frühstück. Mein Magen hat einfach durch die vielen Kilometer und Anstrengungen kein Ende mehr, ich esse wie ein Wolf…!
Datum 19.07.2013 | Ortschaft Saint-Vallier | Region Burgund | Km 73,16 | Wetter Sonnig | Temp. + 32° C. |
Aufstieg 688 m | Höhe Max 514 m | % Max. 8 % | Tag 31 | Dauer 5:06
| Durchschn.
|
Ich wußte im Voraus daß den heutigen letzten Tag meiner Reise alles andere als einfach werden würde… Wie oft bin ich schließlich als Kind diese lange schwierige bergige Strecke gefahren, allerdings weit nicht so verpackt wie heute, vielen Jahren später…
Es waren letzten Endes beachtlichen 73 Kilometer die ich bis zur Ziellinie bewältigte um das schönste und bequemste Hotel der ganzen Welt zu erreichen : Hotel Mama…! Ich strampelte obendrein nicht weniger als großartige 688 Höhenmeter…
Erwiiiiiiischt!!!!!!!!!
Ich setzte meine weitere Fahrt sehr kommod fort nachdem ich mich von meiner Tante, bzw. von meinem Onkel verabschiedet hatte und erreichte später die bekannte Ortschaft Cluny wo ich meine herzliche Mittagspause in der Dorfmitte genoß…
Der Hunger hatte mich wohl richtig erwischt, ich aß erneut wie ein Wolf und konnte mich nachher kaum noch bewegen. Der Aufstieg des nächsten Berges in Richtung Salornay wurde dann den Umständen entsprechend nicht besonders einfach zu bewältigen!!!
Vater & Sohn, die Freude des Wiedersehens...
Weiter und regelmäßig bewegte ich mich weiterhin in Richtung Montceau-les-Mines auf der sehr befahrenen D980 und mußte leider feststellen, und zwar besonders zwischen Cluny und Saint-Vallier daß Autofahrer eine sowohl unheimlich gefährliche als auch unvorsichtige Fahrweise erwiesen…
Und wie es bedauerlicherweise heutzutage immer öfters der Fall ist, zeigten sich zahlreiche Kraftfahrer egoistisch und rücksichtlos. Manche überspitzten sogar die Situation erheblich indem sie sich sogar erlaubten zu hupen weil ich nicht schnell genug war!!! Wo bin ich denn hier gelandet ? Und das soll meine Heimat sein ? Ich schäme mich…
Eine solche Fahrweise, so ein Verhalten waren mir bis heute nicht bekannt… Wie konnten allerhand Menschen meiner Geburtsgegend so tief sinken und sich völlig egozentrisch metamorphosieren…? - Es ist die von mir gekaufte Straße, mach‘ Platz und weg mit Dir… - Eine traurige Entdeckung -
Ich ließ mich dennoch keineswegs beeindrucken und wehrte mich. Jedes Mal daß mich einen Benzinkutschenfahrer bösartig hupte, winkte ich freundlich zurück, so als er mich gerade hätte begrüßen wollen! Ich konnte auf dieser sympathischen Weise den frechen und respektlosen Chauffeur zeigen daß ich seine Huperei völlig anders interpretierte als er es in der Tat wollte, bitte sehr mein Lieber und ´ne gute Fahrt Dir…!
Die düstere Serie folgte mich bedauerlicherweise Kilometer für Kilometer bis nach Mont-Saint-Vincent weiter. Durch die vielen beachtlichen Berge waren mittlerweile meine drei Wasserflaschen leer, ich mußte tanken, sah aber dafür keine Seele weit und breit…
Es waren einige Häuser sowie einem Restaurant auf der Spitze des Berges, jedoch scheinbar Menschenleer… Da Fenster und sogar Türen offen waren, mußte doch logischerweise irgendjemand anwesend sein… Ich rief nach einem Beliebigen aber keiner meldete sich…
Das Gefühl daß sich die Einheimischen aus Angst vielleicht oder war es doch Bösartigkeit sich versteckten ließ mich nicht los… Es nutzte nichts und Durst hatte ich immer noch und weiterhin… Da ich noch eine Flasche Brause in meinem Anhänger hatte, füllte ich den Inhalt in eine meiner Trinkflaschen um. Keine ideale Lösung zwar, Wasser wäre tausendmal besser gewesen um den Durst zu löschen…
Es war hiermit das allererste Mal daß ich seit Beginn meiner Reise durch Deutschland, die Schweiz, Italien und Frankreich kein Wasser haben konnte, bzw. durfte… Und das erneut ausgerechnet aus der Gegend wo ich eben herkomme… Ich schämte mich an Ort und Stelle richtig für die Einheimischen ; wie kann man so ein dermaßen asoziales Verhalten erweisen…?
Ich erreichte nicht viel später das Elternhaus, ein nostalgischer Augenblick und das Ende meiner diesjährigen Expedition… Ich zähle auf dem Tacho stolze 1.672 Kilometer die ich in 31 Tage bewältigte.
Der Höhepunkt meiner Entdeckungsreise war eindeutig der Aufstieg des Iseranpaßes in den Savoyen in Frankreich wo ich bis 2.770 Höhenmeter hochfahren durfte, was für ein irrsinniges Gefühl liebe Leser!!! Ich schlug dadurch meinen mittlerweile veralteten Bergrekord von 2006, den Großglockner (A) mit nicht weniger als 2.571 Meter über dem Meeresspiegel.
Sehr enge Straße
Ich kann nun sagen daß meine Abenteuerreise unfaßbar fesselnd und erlebenswert war obwohl mir einige Steine im Weg standen, manche davon mechanisch und anderen Menschlich… Trotz allem und durch meine Hartnäckigkeit konnte ich mein Projekt erfolgreich abschließen.
Ich traf glücklicherweise regelmäßig zahlreichen liebenswürdigen und bezaubernden Menschen die mir in manchmal sogar eher strapaziösen Situationen zu Hilfe kamen ohne etwas von mir als Gegenleistung zu erwarten… Dafür bedanke ich mich. An dieser Stelle möchte ich mich ebenfalls bei denjenigen die mich so freundlich und spontan beherbergt und aufgenommen haben meinen besonderen Dank aussprechen.
Das Departement Ain ist erreicht!
Als Schlußwort danke ich meine liebevollen Eltern vom Herzen die mir einigen Wochen später mein Fahrrad nach Köln bringen werden! Warum nicht in die Domstadt mit dem Rad zurück ? Geht leider nicht, keine Zeit, ich muß schon sehr bald mit der Arbeit wieder beginnen…!
Auflistung der befahrenen Pässe :
Grenchenberg (CH) | 02.07.2013 | 1.405 m |
Col des Mosses (CH) | 05.07.2013 | 1.450 m |
Großer Sankt-Bernhard (CH) | 08.07.2013 | 2.469 m |
Kleiner Sankt Bernhard (I) | 09.07.2013 | 2.188 m |
La Rosière (F) | 10.07.2013 | 1.850 m |
Val d'Isère (F) | 11.07.2013 | 1.850 m |
Col de l'Iseran (F) | 12.07.2013 | 2.770 m |
Col de la Madeleine (F) | 13.07.2013 | 1.746 m |
Col du Frêne (F) | 15.07.2013 | 950 m |
Col de la Chambotte (F) | 16.07.2013 | 650 m |
Col du Bois Clair (F) | 19.07.2013 | 396 m |
Willkommen im touristischen Beaujolais
*** Olivier Prost, Köln, 07.03.2014 ***


















